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Die neuesten Nachrichten 9

2022-03-02 21:02:13 DUNNING-KRUGER

Um die Jahrtausendwende haben in den USA zwei Forscher namens Dunning und Kruger den Zusammenhang zwischen der Kompetenz, bestimmte logische Aufgaben zu lösen, und der Selbsteinschätzung untersucht. Jeder Teilnehmer musste ein paar Aufgaben bearbeiten, und danach wurde er gefragt: "Wie gut, meinen Sie, haben Sie diese Aufgaben im Vergleich zu anderen bewältigt?"

Dabei stellte sich heraus, das inkompetente Menschen dazu neigen, ihre Problemlösungsfähigkeit zu überschätzen. Ich übersetze mal den entscheidenden, leicht süffisanten Satz aus einem der "Papers":

Wir vermuten, dass diese Überschätzung zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass Menschen, die inkompetent sind, eine doppelte Belastung erfahren: Diese Menschen ziehen nicht nur falsche Schlüsse und treffen unglückliche Entscheidungen, sondern ihre Inkompetenz raubt ihnen auch die Fähigkeit, diese Fehler zu erkennen.

Auf den Punkt gebracht sagen die Autoren: wer doof ist, ist nicht nur doof, sondern zu doof um zu erkennen dass er doof ist, und daher nassforschdoof.

Dieser so genannte "Dunning-Kruger-Effekt" wird immer mal wieder zitiert und ist sicher eines der am meisten beachteten psychologischen Forschungsergebnisse der letzten Generation.

Ich mag weder diese Art psychologischer Forschung, noch deren Verwendung in irgendwelchen Zeitungsartikeln...

ad "Verwendung": Da spricht immer jemand, der sich für besonders gebildet hält, und erhebt sich gleich doppelt über Menschen, die er für inkompetent hält. Eine Sach-Auseinandersetzung findet dabei nicht statt. Ein typischer Fall von Totschlagargument, noch dazu ein besonders unsympathischer.

ad "diese Art von Forschung": Meiner Erfahrung nach ist die Fähigkeit, eigene Fehler und Beschränkungen zu erkennen weniger Bildungs- als vielmehr Charaktersache.
Ein achtsamer Mensch liest zweimal, fragt auch mal nach, untersucht sich immer zuerst selbst auf Integrität, und sucht sich im Zweifelsfall Menschen, die es hoffentlich besser können und denen er vertraut, weil es auch achtsame Menschen sind. Achtsamkeit sucht Achtsamkeit.
Ein eitler oder fauler Mensch dagegen vertraut vor allem sich selbst und sucht sich Informationen und Menschen, die dieses Selbstgefühl oder dieses Komfortgefühl bestätigen. Eitelkeit sucht Spiegelchen, Faulheit sucht Kissen.

Die Studie wäre interessanter gewesen, wenn Dunning und Kruger nicht allein die Kompetenz als erklärende Größe herangezogen hätten, sondern auch Charaktereigenschaften, die in die Richtung der oben geschilderten gehen.

Es hätte sich dann ein ganz anderes Narrativ ergeben: anstatt "Inkompetenz" zu geißeln, hätte sich ein Plädoyer für Achtsamkeit und Kooperation ergeben.


#dunningKruger #psychologie #achtsamkeit #kooperation
16 viewsedited  18:02
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2022-03-01 19:56:30
a. Helmut Gröttrup
b. Zeichnung aus dem Patent für die Chipkarte
c. Kontaktbelegung einer SIM-Karte: C1=Plus, C5=Masse, C7=Datenleitung.
34 views16:56
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2022-03-01 19:54:33 DIE UMWÄLZUNG SCHLECHTHIN

Einer der Top-Experten, der im Jahre 1946 von den Sowjets im Rahmen der Operation #Ossawakim entführt wurde, war Helmut Gröttrup. Kaum jemand wird diesen Namen kennen, doch eine seiner Erfindungen hat Geschichte gemacht und ist eine der Säulen der größten technischen Umwälzung unserer Zeit...

Gröttrup war von der Ausbildung her Physiker, schloss '39 in Berlin ab und wurde recht bald in der Rüstung im Team Wernher von Braun eingesetzt. Nach dem Krieg arbeitete er in Bleichenrode/Harz weiter in der Raketentechnik, diesmal für die Sowjets, wurde '46 deportiert und kam '53 zurück.

Wie viele Ossawakims ging er nach seiner Rückkehr in den Westen. Nach Pforzheim, zu Lorenz. Ein paar Jahre später machte er sich selbständig und meldete '67/'68 ein Patent auf einen "Identifizierungsschalter" an. Das war ein "monolithischer Halbleiterblock", der in einem Gehäuse beliebiger Form steckte und durch Kontakte mit der Außenwelt verbunden war. In der später gebräuchlichen Form ist das: die Chipkarte.

So eine Chipkarte besteht im einfachsten Falle aus einem kleinen Speicher und einer Zugriffslogik. Krankenkassendaten können zum Beispiel darauf gespeichert sein, oder bei der Telefonkarte das verbleibende Guthaben. In einer höheren Ausbaustufe sind die Daten im Speicher verschlüsselt, und die Zugriffslogik enthält einen richtigen kleinen Prozessor, der den Speicher nach einem Frage-Antwort-Spiel mit dem Kartenausleser freigibt und die Ent- und Verschlüsselung vornimmt.

Gröttrups Erfindung zielte eher auf das zweite Anwendungsfeld, die Verschlüsselung und Authentifizierung. Deswegen war ihm wichtig, dass sein "Identifzierungsschalter" keine von außen inspizierbare Schaltung, sondern nur einen nackten Siliziumchip enthielt. So konnte man verhindern, dass sich Angreifer ohne Befugnis Zugang zu den Daten im Speicher verschaffte.

Zwei Smartcards hat heute eigentlich jeder immer dabei. Einmal: die Bankkarte (Bsp.: EC-Karte). Die ist zwar praktisch, stellt aber nicht die größte technische Umwälzung unserer Zeit dar. Die zweite ist: die SIM-Karte im Mobiltelefon. Sie gibt uns Zugriff auf das Telefonnetz, und vor allem: auf das Internet. Drahtlos, überall, niemals nicht. Die größte Umwälzung der letzten 25 Jahre.

#wissenschaftler #ingenieure #deutschland #smartcard #Gröttrup #Dethloff
35 viewsedited  16:54
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2022-02-28 16:37:22
kreative Buchhalterin

(c) getty
44 views13:37
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2022-02-28 16:35:37 GEBISS

In vielen Stellenanzeigen ist "Kreativität" eine wichtige Sekundärtugend. Eigentlich in fast allen Berufsfeldern.

Aber nur fast allen. Welcher Firmenchef würde zum Beispiel einen kreativen Buchhalter einstellen? In seriösen Betrieben und Traditionsunternehmen undenkbar (Ausnahme: die Porsche AG unter Wendelin Wiedeking ).

Ein kreativer Grammatiker ist auch nicht zu gebrauchen. Den syntaktisch verbindlichen Rahmen der Sprache verlassen, das dürfen nur Künstler und auch nur dann, wenn das Resultat gut ist.

Nun gibt es in der Umgangssprache viele Konstruktionen, die aussehen, als wären sie von einem grammatischen Holger Härter (Härter, das war der Chefbuchhalter von Wiedeking) ausgeheckt worden. Wir stellen zwei davon vor.

1. Das Plusplusquamperfekt:
Es heißt "ich weiß", wenn ich etwas weiß; "ich wusste", wenn ich's vergessen habe; "ich hatte gewusst", wenn ich Bockmist baute, weil ich davor etwas "vergessen hatte", das mich vor dem Fehler bewahrt hätte. Dieses "ich hatte etwas vergessen" ist also eine Vor-Vergangenheit, die ausdrückt, dass etwas geschah bevor etwas anderes geschah. Das Plusquamperfekt halt...

...das man noch weiter ausbauen kann. Hübsch ist zum Beispiel "Das hatte ich total vergessen gehabt". Hier wird ein handelsübliches Plusquamperfekt mit dem Partizip Perfekt des Hilfsverbs "haben" kombiniert, warum auch immer. Klingt lustig. Ich denke da immer an jemanden, dessen dritte Zähne nicht zuverlässig halten und der deswegen beim Sprechen dem herausfallenden Gebiss hinterschnapen muss: "das happe ich total vergessen gehapp - happ - happ" .

2. Die Adverb-Bombe:
Ein Adverb wird gesprengt und die Bruchstücke dann wie Salz über den Restsatz gestreut: "Damit wäre das nicht passiert" wird zu: "Da wäre das nicht mit passiert", oder: "Dafür musst Du Dich nicht bedanken" wird zu: "Da musst Du Dich nicht für bedanken", oder: "Da musst Du Dich nicht bedanken für" , auch sehr hübsch. Ich verbinde das immer mit so einem norddeutschen Dialekt... wie bei Käpt'n Blaubär...

#grammatik #sprache #deutsch
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2022-02-25 16:15:11
Winterreise. "(Kein) Wohl dem, der keine Heimat hat!"
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2022-02-25 16:14:05 WINTERREISE ( 1 / 2 )

In einem Artikel über #Spitzweg im Januar des letzten Jahres hieß es an dieser Stelle:

"Biedermeier und Vormärz, das war keine friedliche und beschauliche Zeit. Zwar war Napoleon besiegt, dieser Umstürzler, aber nun wollten viele Bürger und Studenten und Bohemes: Freiheit! Gleichheit! Nation!
Solcherlei Gedankengut war natürlich gefährlich, und die herrschende Kaste etablierte ein Unterdrückungssystem:
Zensur! Überwachung! Repression!, und Metternich als dessen Proponent.

Einem sensiblen Künstler setzt das zu. Viele von Spitzwegs Bildern sind Eskapismus. Typischerweise eine Flucht ins Schöne. Ins zu Schöne. Oder in ein Stück heiler, allzu heiler Welt. Die Bilder sind idyllisch, aber das Idyll ist immer gebrochen."

Man muss sich das so vorstellen: über allem lag im Biedermeier der Schatten der Unfreiheit, die zermürbende Last der Kontrolle von außen. Ein so allgegenwärtiges Gefühl wie Rheuma, Zahnweh, oder der kürzliche Tod eines nahen Menschen. Dass sich die freie Kunst ganz wesentlich im Privaten abspielte, lag nicht daran, dass man idyllische Beschaulichkeit und Privatesse an sich schätzte, sondern an dem Risiko, dem man sich bei freier Kunst und Rede ausgesetzt sah. Es war damals nicht beschaulich. Und kein Ponyhof.

Oben hieß es: Spitzwegs Idyll ist gebrochen. Auf musikalischen Gebiet bricht Franz Schubert mit seinem Liederzyklus "Winterreise" ein Liebesidyll, und geht dabei weiter als Spitzweg, hinein bis ins Existenzielle. Wie auch Spitzwegs Bilder ist die "Winterreise" doppelbödig. Es gibt da eine vorgeschobene Handlung, man könnte sagen, eine Hülsenhandlung: ein junger Mann geht in einer fremden Stadt seiner Liebe verlustig; er verlässt die Stadt im Winter, als Wanderer ohne Ziel. Er ist emotional hin- und hergeworfen zwischen glücklichen Visionen und tiefster Verzweiflung. Das Ende ist aussichts- und hinweislos.

Auf einer tieferen Ebene jedoch ist nicht die Liebe gemeint, es geht nicht um den Verlust der (nie geschilderten, gesichtslos bleibenden) Geliebten. Gemeint ist etwas anderes: die Ortlosigkeit, der sich ein denkender und fühlender Mensch im Biedermeier ausgesetzt sieht. Der "Wanderer" der Winterreise ist heimatlos, ein Vertriebener im eigenen Lande, genauso wie das Ich in Schuberts uncodiertem "#FremdlingsAbendlied". Wie auch in Heines "Wintermärchen" ist in Schuberts Liederzyklus der Winter eine Metapher für die erdrückende Restaurationspolitik. Wir begegnen der "Krähe" als Synonym für "Denunziant/Mitläufer". Dem Hund als Schergen - völlig offensichtlich zB in der Zeile "Es bellen die Hunde, es rasseln die Ketten". Oder als dem, den man verjagt.

Die "Winterreise" ist aber weder ein platter Schlüsselroman, noch geradlinige Programmusik. Sie ein kafkaesker Spiegel des unbarmherzigen Biedermeier, psychologisch reich und an vielen Stellen überwältigend.

Ich kenne diesen Liederzyklus schon lange. Kürzlich habe ich ihn in einer hervorragenden Aufführung gehört, und erst jetzt in dieser Zeit, die leider so viel mit dem Biedermeier gemeinsam hat, habe ich ihn wirklich verstanden.

#schubert #winterreise #musik #müller #dichterUndDenker #deutschland #biedermeier #dasIstMeinLand
33 viewsedited  13:14
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2022-02-23 20:46:45
Ein Pharisäer. Wohl bekomm's.

Bild (bearbeitet): "herzelieb" auf pinterest.com
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2022-02-23 20:45:51 DA FLOG ALLES AUF

Im Herzogtum Schleswig an der Nordseeküste lebte einst ein Pfarrer, der streng auf die Einhaltung der geschriebenen und ungeschriebenen Glaubensregeln achtete. Er fand zum Beispiel, Alkohol sei des Teufels und es stünde einem guten Christenmenschen nicht an, zu anderen Anlässen als zum christlichen Abendmale Alkohol zu trinken.

Das Leben an der Küste war hart damals. Ein paar "Kurze", und gegen den Durst Bier waren wichtig, um die Glieder beisammenzuhalten und Kraft für den nächsten Tag zu schöpfen. Doch fürchtete man im Dorfkrug den Pfarrer, der, wenn er die Gläser auf dem Tisch stehen sah, ewiges Höllenfeuer prophezeite und dies auch nicht sein ließ, als er schon ein Jahr im Ort wohnte.

Das war sehr störend. Man verfiel daher auf die Idee, zwei "Kurze" Rum in einem heißen Kaffee zu versenken. Den nötigen Alkoholpegel konnte man damit auch erreichen. Es ging sogar schneller, weil das Getränk ja heiß war. Leider roch es aber nach Rum. Das hätte den Pastor misstrauisch machen können. Deswegen erhielt das Rumgebräu noch eine hübsche Sahnehaube obendrauf.

Das funktionierte, und der Pastor war zufrieden, dass er seine Schäfchen endlich dem Alkohol abhold gemacht hatte. Eines Tages jedoch brachte ihm der Wirt aus Versehen nicht den gewohnten Kaffee, sondern einen Becher mit dem Rumgebräu der Dörfler. Da flog alles auf. Der Pastor erzürnte sich sehr, rief: "Oh ihr Pharisäer", was die Dörfler nicht verstanden, er hätte besser "Oh ihr Heuchler" gesagt. Aber sie fühlten sehr wohl, was der Pastor meinte: ewiges Höllenfeuer!

Seitdem heißt das Getränk "Pharisäer". Es ist einfach zuzubereiten. Kaffee in einen vorgewärmten Becher tun. Bisschen Platz lassen. Ein Teelöffel Zucker hinein. Zwei (zwei!) Schnapsgläser Rum dazu. Und darauf die Sahnehaube setzen.

Prost Milchkaffee. Zwei Becher reichen

#pharisäer #schleswig #norddeutschland #trinkkultur
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2022-02-22 21:57:48
gibts auch im Suhrkamp-Verlag. Hier muss man den vorderen Pappdeckel nicht abreißen.
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