NRD-Kultur

2021-10-19 21:25:53 BAUERNSKAT

Neulich wurde an dieser Stelle über #Skat berichtet. Es klang ja schon an, dass es beim Skat eine gewisse Einstiegshürde gibt. Die Erfahrung zeigt, dass man den Ablauf des Spiels zwar gut lernen kann (Austeilen, Reizen, einer gegen zwei, Punktezählung), dass man aber nicht recht weiß, wie man seine Karten ausspielen soll und was die Logik dahinter ist.

Wer das nicht schon als Schüler auf dem Pausenhof gelernt hat, tut sich da oft schwer. Es gibt aber eine vereinfachte Version von Skat, die sich lediglich auf das Ausspielen konzentriert und trotzdem Spaß macht: Bauernskat. Sie soll hier kurz erläutert werden.

Bauernskat spielt man zu zweit. Es ist ein offenes Spiel, d.h. die ausspielbaren Karten beider Spieler liegen offen da. Zuerst teilt man die Karten aus wie unten auf dem Foto: jeder erhält 16 Karten, von denen je 8 verdeckt liegen und 8 offen (siehe Bild).
Der Spieler, der nicht austeilt, legt fest welche Blattfarbe Trumpf ist, und zwar nachdem die Hälfte der sichtbaren Karten ausgelegt wurde.

Nun geht es los. Man spielt jetzt seine Karten so aus wie man das beim Skat tun würde: Ziel ist, möglichst viele hochwertige Karten zu sammeln. Wer über 60 Punkte hat, gewinnt. Es gelten die üblichen Skatregeln:

Eine Farbe ist Trumpf, sowie alle Unter (deutsches Blatt) bzw. Buben (frz. Blatt) ebenso; die Stärke der Karten bzw. Farben ist wie beim Skat; es muss "bedient" werden.
Wenn eine Karte ausgespielt wurde, so wird die unter dieser liegende verdeckte Karte aufgedeckt.

Es entfällt: das Reizen, die Festlegung wer das Spiel macht, das "Teamplay", und auch das Grübeln darüber, wer wohl was auf der Hand hat. Es liegt ja alles offen da . Dadurch entspinnen sich sofort auch feine Debatten darüber, was man jetzt spielen könnte oder hätte spielen sollen .

Abschließend drei Erfahrungen mit Bauernskat:

* als "Lehrer"...: hilfreich für den Anfänger sind Strategiehinweise in Form von einfachen, ehrwürdigen Lehrsätzen (Erst mal die Großen nach Hause bringen!, Trümpfe immer mitzählen!)

* nach 30 oder 40 Runden Bauernskat ist jeder Anfänger eigentlich zwei- oder dreimal in jede typische Falle gelaufen. Man kann dann zum richtigen Skat übergehen.

* Alle Anfänger lernen SEHR schnell den typischen Skat-Sprech, der ja viel mit augenzwinkernder Diffamierung zu tun hat, und mit nicht ernst gemeinter Angeberei.

Großer Spaß. Sehr gesellig

#bauernskat #geselligkeit #spaß #deutschland Öffnen / Wie

2021-10-18 22:09:20 Der Adlergrund heute.
(c) NRDKultur Öffnen / Wie

2021-10-18 22:08:05 ADLERGRUND

Heut' bin ich über den Adlergrund gefahren...

Der Adlergrund ist eine ausgedehntes Flach in der Ostsee. Es liegt nordöstlich von Rügen. Die gefährlichsten Stellen sind bloß 5 Meter tief, das ist extrem seicht für ein Gebiet auf hoher See.

Heute steht da ein "offshore"-Windpark. Sicherlich hundert Windkraftanlagen habe ich da gezählt, alles große Anlagen. Im linken Teil des Bildes unten sieht man eine Struktur von Bohrinselgröße, das ist wohl eine Wartungsplattform. Sie veranschaulicht ganz gut die Größe dieser Windmühlen.

Weil es hier so flach ist, sind hier schon viele Schiffe verlorengegangen. In der Kaiserzeit wurde deswegen hier ein Feuerschiff ausgelegt, rot bemalt, mit dem Schriftzug "Adlergrund" und einem Leuchtfeuer in zwölf Meter Höhe. Das lag, unterbrochen von kurzen Wartungsaufenthalten in dänischen und deutschen Werften, für lange Zeit dort.

Irgendwann im zweiten Weltkrieg wurde die "Adlergrund" verlegt, warum, ist mir nicht bekannt. Ab 1945 jedenfalls lag sie östlich von Fehmarn, offenbar, um die Fahrrinne zwischen Fehmarn und dem dänischen Lolland zu markieren. Am dritten Mai '45 kamen englische Jagdbomber und versenkten das Schiff.

Warum versenkt man ein Feuerschiff? Mit der gleichen Logik könnte man Luftangriffe auf Leuchttürme oder Seenotrettungsstationen fliegen. Ich kenne diese tragischen Umstände leider nicht näher und weiß auch nicht, wie viele Seeleute dabei den Tod fanden. Das ist schade. Es gab mal eine Fachzeitschrift, ich meine die hieß "Leuchtsignal" oder "Feuerschiff" oder "Seebake" o.ä., in der vor vielen Jahren mal ein Artikel über die "Adlergrund" stand (Hinweise willkommen).

Heut bin ich über Adlergrund gefahren
Ein Schiff ging unter vor sechsundsiebzig Jahren.

#seefahrt #leuchtschiff #adlergrund Öffnen / Wie

2021-10-17 21:12:27 Hintergrundbild für die KW42/21: Ostseeküste, spätnachmittags im Oktober.
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2021-10-15 22:27:03 1. der Abendstern

2. Denkmal in Warschau: Nikolaus Kopernikus.

(c) 1. siehe Bild, 2. K. Belczyński Öffnen / Wie

2021-10-15 22:25:39 DER ABENDSTERN ALS DENKMAL

Dass die Venus jeden Tag die Sonne zur Ruhe geleitet, das weiß der Mensch, seit er gucken und denken kann.

Warum aber ist die Venus der "Abendstern"? Wieso ist sie Abends immer in der Nähe der Sonne? Und morgens ist das auch so: die Venus ist ja auch der Morgenstern.

Dieser Umstand war damals ganz schön kompliziert zu erklären. Wenn man das richtig genau machen wollte: dann war es eigentlich gar nicht mehr erklärbar. "Damals", das war die Zeit, als man noch annahm, die Sonne und überhaupt alle Gestirne kreisten um die Erde.

Seit Nikolaus Kopernikus wissen wir, dass es viel zutreffender ist, die Sonne als im Zentrum stehend anzunehmen. Die Erde kreist um dieses Zentrum, genauso wie die anderen Planeten. Der Durchmesser der Kreisbahnen ist von Planet zu Planet verschieden.

Stellt man sich die Welt so vor wie Kopernikus das vorschlug, dann wird das Venus-Morgen/Abendstern-Rätsel beinahe banal. Der Radius der Venusbahn ist erheblich kleiner als der der Erdbahn. Wenn man von der Erde in Richtung Sonne schaut, blickt man also zwangsläufig auch in Richtung Venus. Irgendwo da neben der Sonne, da ist sie immer. Muss ja. Hat ja so eine enge Umlaufbahn.

Dazdurch, dass man eine bessere Grundannahme machte ("die Sonne ist in der Mitte, nicht die Erde"), lösten sich alle irrlichternden Wissenschafts-Wurschteleien in Luft auf, die die Planetenpositionen händewedelnd erklären wollten. Sie verschwanden wie ein muffiger Geruch beim Lüften. Aber das geschah nicht sofort. Zu seinen Lebzeiten nahm man Kopernikus' Himmelsberechnungen noch als absonderlich wahr. Aber immerhin wurde er nicht als Solidiot diffamiert, hausdurchsucht und gecancelt.

Kopernikus war einer, der im Kopfe umparken konnte. Alle Achtung. Solche Leute werden heute kaum noch hergestellt.

#kopernikus #preußen #deutschland #wissenschaft #erkenntnis Öffnen / Wie

2021-10-14 20:47:54 1. Lage der Berlinersiedlung im Örtchen Lampspringe: seitab

2. immer noch irgendwie anderswo: Hinweisschild im Ortskern

(c) OSM.org, NRDKultur Öffnen / Wie

2021-10-14 20:45:56 GRILLEN IM KÜHLEN, PARDON, HELLEN GRUNDE

Jeder muss ab und zu hinaus auf's Land. Vor allem Großstadtbewohner. Und sei es auch nur, um "des Sommers irgendeiner Kornnymphe nachzuwittern." (F.C. Laukhard ).

Als es noch die "Zonengrenze" zwischen West- und Mitteldeutschland gab, fand man Campingplätze direkt an Grenzübergängen der Transit-Autobahnen. Die Hauptkundschaft waren dort: Berliner. Die rückten in Scharen ein, brachten ihre Grills mit, und die Berliner Enge gleich dazu.

Außer den Campingplätzen gab es, als gehobenere Ausführung, auch Berlinersiedlungen. Das waren Wiesen, die von der jeweiligen Gemeinde notdürftig erschlossen wurden. Man konnte dort ein Grundstück erwerben und sich ein (meist recht einfach gehaltenes) Ferienhäuschen darauf bauen.

So eine Berlinersiedlung findet sich z.B. in Lamspringe, einem schönen kleinen Flecken im Leinebergland. Sie heißt "Hellegrund". Dieser Name ist ein arger Euphemismus, denn die Wiese, die damals zur Besiedlung ausgewiesen wurde, hat eine unattraktive Nordost-Hanglage. Im Hochsommer geht das, doch auch da verschwindet die Sonne früher als einem lieb ist. Zu allen anderen Jahreszeiten ist es dort recht schattig.

Sicher hätte man auch eine andere Wiese ausweisen können, aber vielleicht wollten die Leinebergländer einen gewissen Abstand wahren, evtl. fürchtete man auch die Sache mit den Kornnymphen.

Die Ferienhäuser wurden nach der Wende nicht mehr benötigt. Sie verschwanden nach und nach und machten Einfamilienhäusern Platz. Nur ein paar Reihen alter Fertigbetongaragen erinnert noch an die Zeit, als sommers die Berliner hier waren.

#lamspringe #berlin #berlinersiedlungen #deutschland Öffnen / Wie

2021-10-13 20:50:26 1. Was man braucht: vor allem Suppengrün, gibt's in jedem Supermarkt. Suppengrün ist Uromas "Fast Food".
2. 8:30, man hat einen köchelnden Topf, den man sich selbst überlassen kann, und aufgeräumt ist auch schon wieder.
3. 21:30, der erste Teller.

Wer will, fügt noch Hühnerfleisch in Stücken hinzu. Gibt's auch schon vorgeschnitten.

(c) NRDKultur Öffnen / Wie

2021-10-13 20:44:02 FAHST FUHD

Menschen, die viele Probleme gleichzeitig im Auge behalten müssen, geben oft an, auswärts zu essen verliehe Flexibilität. Insbesondere Schnellrestaurants passten zum eigenen eiligen Lebensstil, man könne den Hunger dort bequem und schnell stillen.

Natürlich ist Schnellrestaurant-Kost extrem teuer (man zahlt 10 Euro für Industrieprozess-Kost), und ungesund, und daher dem Wohlbefinden abträglich. Und wieso überhaupt passt "selber kochen" nicht zu einem eiligen Lebensstil? Dazu ein Selbstversuch, basierend auf einem ganz traditionellen Stück "convenience food", nämlich dem Bund Suppengrün, das man in jedem Supermarkt findet.

0 Minuten:
0.75 l Wasser in einen Topf, Herd auf "volles Mett" stellen.
Möhren abspülen und zerkleinern, ebenso Lauch, Knollensellerie, Petersilie, ein paar Nudeln. Alles in das schon heiße Wasser, und 3 gehäufte TL Brühe dazu sowie den Inhalt eines rohen Eis.

8 Minuten 30 sec:
Eieruhr auf 12 Minuten stellen.
Wieder an den Rechner. Weiterarbeiten am eiligen Projekt. Der Topf braucht keine Aufsicht.

20 Minuten 30 Sekunden:
Rrring, die Eieruhr ist abgelaufen. Topf vom Herd nehmen, einen tiefen Teller greifen und füllen, eine Scheibe Brot dazu abschneiden und einen großzügigen Esslöffel Creme Fraiche dazu.

21 Minuten 30 Sekunden:
guten Appetit. So einen Teller schafft man schneller, als man einen McD Signature Salsa Avocado Chili Cheese aufessen kann. Daher darf man sich noch einen Teller nehmen.

25 Minuten 30 Sekunden:
guten Appetit zum zweiten Male.

29 Minuten 30 Sekunden:
Teller und Löffel in die Spülmaschine, Creme Fraiche in den Kühlschrank,

30 Minuten:
fertig und satt, weiter mit der Arbeit.

Mit Esskultur hat das nur wenig zu tun, denn für das Essen sollte man sich Zeit nehmen. Aber doch ein bisschen, denn es ist ein selbst und frisch zubereitetes Mahl gewesen mit regionalen Zutaten. Spielt in einer anderen Liga als die Schnellrestaurant-Kost.

#kochen #tradition #altAberBesser #dasIstMeinKörper Öffnen / Wie