2022-07-18 13:10:16
Zum Thema Hochsensibilität
Hochsensibilität hat nur am Rande mit Empfindlichkeit und Empfindsamkeit zu tun. Und schon gar nicht mit Willensschwäche, Faulheit oder bewusster Distanz.
Bei Hochsensibilität kannst du dir vorstellen, dass das Oberstübchen keinen Türsteher hat oder einen lausigen, der alles rein lässt. Alle Informationen, Wahrnehmungen und Reize kommen ungehindert mit voller Wucht ins Gehirn.
Es droht dann ziemlich schnell eine Daten Vermüllung im Oberstübchen, die man aufräumen und beseitigen muss.
Aber zuerst muss das Oberstübchen wegen Überfüllung geschlossen werden.
Hochsensible wirken dann etwas seltsam. Sie werden nervös, drängen nach Hause, meiden Menschenansammlungen jeglicher Art, fühlen sich schnell überfordert und komplett erschöpft.
Manche, so wie ich, fahren nur ungern Auto, höchstens auf leeren Landstraßen. Sie bekommen die Vielzahl an Informationen im Straßenverkehr nicht in den Griff, schon gar nicht in der Großstadt.
Wenn sie in einer Gesprächsrunde sitzen, wobei im Hintergrund Musik läuft, könnten sie schreien vor Überforderung. Die Musik kommt nämlich genauso vehement durch wie das Gespräch. Hintergrund Wahrnehmungen sind genau so stark präsent wie alles andere.
Hochsensible brauchen viel Rückzug, vor allem deshalb, weil sie Zeit brauchen, um den Datenmüll im Gehirn zu verarbeiten. Sie wirken deshalb manchmal scheu wie flüchtende Tiere.
Zu viel Datenmüll im Gehirn kann richtig weh tun. Die Nerven spielen nämlich verrückt.
Besteht keine Möglichkeit zum Rückzug und Alleinsein, dann droht schon mal ein Zusammenbruch, massive Schlafstörungen, Erkrankungen und ein geschwächtes Immunsystem.
Da das Oberstübchen ständig im Einsatz ist, verbraucht es sehr viel mehr Energie als bei anderen Menschen. Kommt diese Energie nicht regelmäßig in Form von gesunden Kohlenhydraten, kann es zu Migräneattacken kommen.
Hochsensible brauchen vor allem Verständnis von der Außenwelt. Leider ernten sie immer noch viel Spott, Ratlosigkeit und Verurteilung. Ihnen wird oft unterstellt, dass sie sich nur wichtig machen wollen, was absolut nicht der Fall ist.
Viele Hochsensible probieren Strategien aus, um sich den normalen Gepflogenheiten der Menschheit anzupassen. Allerdings mit mäßigem Erfolg. Man kann sich zwar eine gewisse Zeitlang zwingen, normal zu ticken, aber im Endeffekt heißt es, das anzunehmen, was ist und es in Liebe und Selbstfürsorge in die Gemeinschaft einzubringen.
Denn Hochsensible bringen eine ganz besondere Empathie und Verständnis in die Welt. Sie sind oftmals Visionäre, die mit ihren Wahrnehmungen zwischen den Ebenen des Daseins Weisheit und Mitgefühl vermitteln können.
@ Zora Gienger
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