2022-05-30 13:35:09
Alle News aus dem Ressort SchwabachEin großer Verlust: So verabschiedete das Dekanat Schwabach Kantor Klaus Peschik
SCHWABACH - Die Evangelische Stadtkirche war so rappelvoll wie lange nicht. Ein starkes Indiz für die Beliebtheit, die Klaus Peschik in Schwabach nicht nur bei Musikfreunden genießt. Ein bescheiden gebliebener Charismatiker. Ein Begeisterer. Einer, der schon vor langer Zeit begriffen hat, dass Musik zu den besten Mitteln zählt, um das Wort Gottes zu verkünden. Und der es stets verstanden hat, diese universelle Sprache auch anderen beizubringen.Abschied mit Bach-KantateNaheliegend, dass Klaus Peschik sich nach 22 Jahren in Schwabach - er kam am 1. Dezember 1999, dem Ersten Advent jenes Jahres, als "B-Musiker auf eine A-Stelle" - mit einem Kantatengottesdienst von seiner Gemeinde und seinem Kirchenchor verabschiedete. Und auch nicht verwunderlich, dass auf dem Abschieds-Programm Johann Sebastian Bachs Kantate auf den 84. Psalm, "Gott der Herr ist Sonn und Schild" (BWV 79) stand.Kirchenmusiker mit Leib und SeeleDenn auch über Klaus Peschiks Musikerkarriere hätte das Bach-Motto "Soli Deo Goria" ("dem alleinigen Gott die Ehre") stehen können. Peschik war und ist Kirchenmusiker mit Leib und Seele, ein Ehrentitel wie der des Kirchenmusikdirektors, den er 2004 verliehen bekam, steht einem Interpreten gut an, der gerade aus Bachs Werken über die Jahre immer Feuer zu schlagen verstand.Musikalisches SchwergewichtUm seine eigene Person machte Klaus Peschik nie viel Aufhebens. Dass er in der Region dennoch ein musikalisches Schwergewicht war, dass seine Deutungen Bestand haben, zeigte er zum Abschied mit jener Kantate, zu der er noch einmal die Creme der heimischen Künstlerinnen und Künstler bat: Für den instrumentalen Part vertraute er auf die bewährte Klangkultur des Ansbacher Kammerorchesters, die Solopartien waren mit Corinna Schreiter (Sopran), Renate Kaschmieder (Alt) und Andreas Czerney (Bass) hochkarätig besetzt. Die Orgel schlägt Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr.Messlatte hoch gelegtDer Große Chor der Schwabacher Kantorei, er zeigte an diesem Vormittag, wie hoch Klaus Peschik über die Jahre die Messlatte gelegt hat. Und dass über zwei Jahre Corona-Einschränkungen keine Ausrede sind, wenn es darum geht, einem Chor solange überlegten Feinschliff angedeihen zu lassen, bis das Ergebnis einem großstädtischen Ensemble würdig ist.Peschiks Bach-Sicht ist präzise, punktgenau, klangschön und im besten Sinne luzide. Dass hier in Chor und Orchester "nur" hoch ambitionierte Laien und Semiprofis agieren - es fällt so gut wie nicht ins Gewicht.Intelligenz und FingerspitzengefühlDenn Peschiks Bach weist wie eigentlich alles, was dieser mit Intelligenz und Fingerspitzengefühl agierende Kirchenmusiker jemals angefasst hat, weit über den bloßen Notentext hinaus. Klaus Peschik zieht genau jene religiöse Metaebene ein, die aus guter außergewöhnliche Musik macht. Sein Bach spricht auch zwischen den Notenzeilen vom Lob Gottes.Nahbarer Mensch, Aushängeschild und MagnetWas, wie in den Danksagungen und Laudationes während des und nach dem Gottesdienst spürbar wird, ganz viel mit dem nahbaren Menschen Klaus Peschik zu tun hat. Dekanin Berthild Sachs, die Peschik aussegnen und auch von seinem Amt entpflichten darf - was sie mit Freude und Wehmut gleichermaßen tut - erinnert daran, wie prägend Peschik für die Stadt und ihre Menschen war. Einer, der immer auf andere zuging, der ein Aushängeschild und Magnet für die Kirche war - in Zeiten, in der ihr die Gläubigen davonlaufen.Augenzwinkernde IronieDie Geistliche, die Peschik auch als Chorleiter erlebte, zitiert mit augenzwinkernder Ironie aus dem Sprüche-Brevier des Altphilologen, an dem die Kirchenmusiker-Laufbahn beinahe vorüber gegangen wäre. Seine Lebensweisheiten brachte Peschik in den Proben gerne an die Frau oder den Mann, wie Berthild Sachs lächelnd berichte[...]
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