2022-05-31 09:38:48
Alle News aus dem Ressort RothBuch statt Krone: Was ein echter Prinz über die Macht der Märchen lehrt
ROTH/SCHWABACH - Bei ihm vertritt die Großmutter den Fernseher, er bringt Adlern das Fliegen bei und ganze Schulklassen aus dem Häuschen. Das Gute daran: Er tut es immer wieder – demnächst auch hier. Der ghanaische Prinz Patrick Addai ist auf Einladung des BLLV-Kreisverbands im Landkreis Roth und in der Stadt Schwabach unterwegs.Dort wird der preisgekrönte Kinderbuchautor aus Wien schnurrend, gurrend, armwedelnd und augenrollend seine Geschichten zum Besten geben. Philosophische Ansichten des Miteinanders, von Akzeptanz und Freiheit sind es, die er zwischen 31. Mai und 3. Juni in unterschiedlichen Bildungseinrichtungen präsentiert. Was wir daraus lernen können in Zeiten wie diesen? Wir fragten den Blaublütigen.Es war einmal ein ghanaischer Prinz mit Namen Patrick. Der machte sich auf, um Soziologie und Politologie in Österreich zu studieren. Daneben wurde er Schauspieler, schrieb zahlreiche Kinderbücher und tourt seither für Lesereisen durch die Lande. Warum sitzen Sie eigentlich nicht auf einem Thron in Afrika, Herr Addai?Patrick Addai: Weil mein Onkel gerade König ist und ich noch vieles in Europa zu tun habe. König sein bedeutet große Verantwortung, die man vor Ort zu tragen hat. Vielleicht mach´ ich das, wenn meine Haare grau geworden sind... (lacht)Sie haben sich entschieden, Erzähler zu werden. Schlechte Zeiten für Märchen, oder?Eigentlich die beste Zeit! Im Lockdown mussten sich die Menschen überlegen, wie sie den Tag zu Hause verbringen. Viele haben so zum Erzählen oder zu Erzählungen gefunden - gegen die Langeweile. Geschichten werden also nicht umsonst weitergereicht: zum Zeitvetreib, aber auch, wenn in der Gesellschaft etwas nicht stimmt...Apropos: Klimakrise, Corona, Krieg – leider keine Fiktion, sondern reale Bedrohungen. Was können da Geschichten schon ausrichten?Sie können uns sagen: Hey, es gibt meistens ein Happy End! Alles wird gut werden! Das ist wie Therapie. Manchmal braucht man Geschichten, um mit einer Situation umgehen zu können. Wenn wir über die Vergangenheit sprechen, denken wir sie ja auch von ihrem Ende her. Das bedeutet: Wir erzählen uns, wie ein Krieg endete und wie die Menschen wieder glücklich wurden...Nun leben wir in einer Zeit, in der uns ständig Märchen aufgetischt werden: So genannte „Fake Storys“ sind in den sozialen Medien nichts Ungewöhnliches. Konkurrenz für Sie?Wenn jemand das Internet nutzt, um seine Fantasie auszuleben, ist das für mich völlig okay! Sobald es aber negative Auswirkungen gibt, wird's kritisch. Darüber sollte vorher mehr nachgedacht werden.Was ist für Sie eine gute Geschichte?Eine, die man lustig findet. Eine, in der man sich selber erkennt. Eine, über die man reflektiert. Eine, die Sehnsüchte weckt.Und worüber erzählen Sie? Was sind Ihre Anliegen?Beim Erzählen nutze ich alles, was ich habe: meine Mimik, meine Stimme, mein Temperament. So bringe ich Kinder zum Mitmachen. Auf diese Weise nehmen sie auch Informationen auf – über mein Land, über die Menschen dort, ihre Traditionen...In den Erzählungen, die Sie verkörpern, geht es also meistens um Ihre Heimat Afrika?Ich komme aus einem anderen Kulturkreis. Manche Kinder haben einen Afrikaner noch nie so nah erlebt. Darum muss ich zuerst eine Brücke bauen – von mir zu ihnen. Es dauert aber nicht lange, bis man hundertprozentig akzeptiert wird. Dann ist die Bahn frei für Freude, Interesse oder Aha-Effekte! Kein Kind ist übrigens rassistisch – nur neugierig. Um diese Neugier zu befriedigen, bin ich da! Wer die Möglichkeit einer solchen Begegnung hat, nimmt etwas mit fürs Leben!Was können wir von Ihrem Herkunftsland und der Bevölkerung dort lernen?Lebensfreude! In Ghana liebt man es, Leute kennenzulernen; zurückhaltende Skepsis kommt nicht vor. Die Ghanaerinnen und Ghanaer sind immer aufgeschlossen für Neues, begegne[...]
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