2022-06-01 22:09:22
Alle News aus dem Ressort FürthBombenalarm in Obermichelbach: Anwohner und Einsatzkräfte blieben gelassen
OBERMICHELBACH - Etwa 800 Menschen waren von der Evakuierung im Radius von 500 Metern um den Fundort der englischen Fliegerbombe im Gewerbegebiet Süd betroffen. Der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg war gegen Mittag bei Bauarbeiten auf einem Gelände, das die Gemeinde gerade als Standort für den neuen Bauhof vorbereiten lässt, knapp unter der Erdoberfläche gefunden worden. Um 12.11 Uhr war die Alarmierung eingegangen, die Rettungsmaschinerie lief an. Der brisante Fund rief 180 Einsatzkräfte auf den Plan zu einer Evakuierungsaktion, wie sie der Landkreis Fürth nach Aussage von Landrat Matthias Dießl bisher noch nicht erlebt hatte.Frank Stegmann, Sprecher der Kreisbrandinspektion Fürth, bilanziert am Tag danach: "Dafür, dass es unsere erste scharfe Bombe im Landkreis war, ist die Zusammenarbeit aller Einsatzkräfte sehr ruhig und geordnet abgelaufen." Und die Obermichelbacher Bevölkerung habe sich durchweg kooperativ und einsichtig gezeigt.Bereits während des Einsatzes lobte auch Landrat Dießl, der in der Einsatzzentrale auf dem Kirchweihplatz mitten in der Gemeinde vor Ort war, "die tolle Leistung der Ehrenamtlichen und deren professionelles Zusammenspiel; es tut gut, solche ehrenamtlichen Kräfte zu haben."Drei Anlaufstellen hatte die Gemeinde eingerichtet, von denen zwei gar nicht gebraucht wurden: Als erste Adresse diente die Bürgerhalle. Selbst dort zählte Roland Beck, der Einsatzleiter des Fürther BRK-Kreisverbandes, der sich um die Betreuung der Menschen kümmerte, nur etwa 70 Leute. Seine Kollegin, die am Eingang Ankommende registrierte, erklärte sich den geringen Zulauf damit, "dass die meisten versuchen, bei Bekannten, Freunden oder Verwandten unterzukommen".Gelassene StimmungDie Obermichelbacher, die vor Ort waren, standen großteils in Gruppen vor dem Gebäude zusammen. Eine Frau auf einer Bank meinte lachend, "solange das Haus stehen bleibt, ist alles gut".Die Stimmung sei gelassen, "die Leute kennen sich untereinander, das lockert die Situation auf, da zahlt es sich aus, dass wir uns auf dem Land befinden. Und wir sind ja weit weg von der Bombe", meinte Beck."Wir können nur abwarten"Danny Posner, der vom Kindergarten angerufen worden war, damit er seinen Sohn abholte, und Sebastian Krombholz – er wurde aus dem Home-Office evakuiert – haben sich mit einem Feierabendbier auf dem Pflaster niedergelassen. "Was wollen wir machen, wir können nichts anderes tun, als abzuwarten." Posners Haus steht 20 Meter Luftlinie von Bombenfundort entfernt.In der Halle selbst sind nur etwa 20 Leute, junge Familien mit Kindern, zwei haben ihre Hunde dabei. Die Menschen verlieren sich fast in dem großen Saal, auch sie wirken gelassen. Das Vertrauen in die Kompetenz des Fachmanns von der freistaatlichen Kampfmittelbeseitigung ist offensichtlich groß.Weit weniger gefasst als die junge Generation nimmt Joseph Schmidt die Situation. Er stellt sich als ältester Bürger Obermichelbachs vor, nächste Woche wird er 98. Die Fliegerbombe weckt schlimme Erinnerungen. Er war zwei Jahre an der Front in Russland, bis er schwerstverletzt für ein Jahr in ein Lazarett kam. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich in meinem Leben noch einmal einer Bombe so nah kommen muss", sagt er mit brechender Stimme.Hier geht es zu allen aktuellen Polizeimeldungen.Wie eine Fliegerbombe überhaupt in Obermichelbach landen konnte, beschäftigte viele. Diese Frage beantworteten Bürgermeister Bernd Zimmermann und die ortskundigen Feuerwehrler: Ganz unbeteiligt am Kriegsgeschehen war der Ort nicht, er lag in der Einflugschneise der alliierten Bomber, die Richtung Fürth und Nürnberg unterwegs waren. In Obermichelbach waren Scheinwerfer-Stellungen, die den Himmel für in Vach stationierte Flak ausleuchteten.
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