2022-06-19 13:47:23
„Ein leitender Berliner LKA-Beamter ist vom Dienst suspendiert worden, weil er im Verdacht steht, größere Geldsummen veruntreut zu haben. Die Rede ist von rund 200.000 Euro, die er aus geplanten Anschaffungen für sich abgezweigt haben soll. Bereits im vergangenen Jahr leitete die Berliner Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue gegen ihn ein.
Der Mann saß bis zu seiner Entfernung aus dem Amt an der empfindlichsten Stelle im Landeskriminalamt: Er leitete dort das Logistik-Kommissariat und war unter anderem für die Beschaffung von Technik zuständig. Er besorgte auch unter Legenden konspirative Wohnungen oder Wohnungen für Zeugen, die geschützt werden mussten. Der Tagesspiegel hatte über die Vorwürfe gegen ihn zuerst berichtet.
Der Fall ist brisant. „Sämtliche verdeckten Einsätze liefen über diese Dienststelle“, sagte ein Ermittler der Berliner Zeitung. „Dort weiß man um die geheimsten Geheimnisse. Die Sache ist deshalb eine absolute Katastrophe.“ Denn nun sei der Kollege erpressbar, könne eine Gefahr für andere darstellen.
Der Beamte soll über Listen verfügen, auf denen die sogenannte Legendierung aller 16 Bundesländer und des Bundes zu finden ist: die Klarnamen von V-Leuten und verdeckten Ermittlern. Auch die Adressen konspirativer Wohnungen sollen auf diesen Listen stehen.
Sollten sich die Vorwürfe gegen den Beamten vor Gericht beweisen lassen und er zu einer Haftstrafe verurteilt werden, bestünde die Gefahr, dass die Listen in die Hände von Kriminellen gelangen.
Die Dienststelle, die von dem suspendierten Beamten geführt wurde, ist klein, sie besteht aus nur vier oder fünf Mitarbeitern. Sie arbeitet eng mit dem Kommissariat zusammen, das die V-Leute führt. V-Leute, im Amtsdeutsch „Vertrauenspersonen“ sind Kriminelle, die gegen Bezahlung der Polizei Informationen liefern.
Der Beamte, der das Geld unterschlagen haben soll, galt unter Kollegen als korrekt. 2019 gratulierte ihm die Gewerkschaft der Polizei zum 40-jährigen Berufsjubiläum. Eigentlich war für die Stelle des Kommissariatsleiters beim Personenschutz vorgesehen. Als die Ermittlungen gegen ihn eingeleitet wurden, wurde daraus nichts.
Polizeisprecher: Sicherung des Verfahrens wurde verstärkt
Unstrittig ist, dass der suspendierte Beamte Zugang zu sensiblen Informationen aus Ermittlungsverfahren, verdeckten Ermittlern, V-Leuten und Personen im Zeugenschutz hat. Die Frage, ob deren Sicherheit jetzt gefährdet ist, lässt die Polizei genauso unbeantwortet wie die Frage, ob es in dieser Sache Ermittlungen gegen Kollegen des suspendierten Mannes gibt.“
https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/polizei-berlin-interner-kriminalfall-bringt-v-leute-bundesweit-in-gefahr-li.237582
2.2K views10:47