2021-10-12 21:48:07
Viel wurde in den vergangenen Tagen darüber diskutiert, ob die neue Vorsitzende der Grünen Jugend für ihr Amt geeignet ist, obwohl sie als Teenager auf Twitter geschrieben hatte, sie „hasse die Gesamtheit der weißen Menschen die davon profitieren dass mein Heimatkontinent ausgeraubt wurde“. Das bereut die heute 20-jährige Sarah-Lee Heinrich ebenso wie eine Fantasie, die sie 2016 in dem Netzwerk verbreitete: „Ich werde mir irgendwann einen Besen nehmen und alle weißen Menschen aus Afrika rauskehren.“
sarah-lee
@xsarahleee
Ok dann nochmal ein paar Worte zur zweiten Angriffswelle:
Es kursieren Screenshots von alten Tweets von mir, die zum Teil vulgär oder beleidigend sind.
Was bei den Screenshots von Tweets mit Absicht rausgenommen wird:
Die sind von 2014/2015.
Da war ich 13/14 Jahre alt.
11:53 AM · Oct 10, 2021
In der Solidaritätswelle aus der eigenen Partei und vielen Medien ging fast unter, dass die Tochter einer Deutschen und eines Guineers schon volljährig war, als sie 2019 in einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Sender Funk von einer „ekligen weißen Mehrheitsgesellschaft“ sprach. Auch diese Wortwahl bereute Heinrich schon kurz danach ausdrücklich. Offenbar erhielt die junge Politikerin in den vergangenen Tagen Morddrohungen.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Grünen-Nachwuchs mit einem einseitig abwertenden Blick auf die Deutschen und ihren Staat auffällt. 2008 sorgte es für Kritik, als auf der Internetseite der Grünen Jugend Fotos vom 30. Bundeskongress gezeigt wurden, auf denen drei Teilnehmer teils mit heruntergelassener Hose in „Pinkel-Pose“ um eine Deutschland-Fahne stehen.
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Ist es legitim, der Grünen Sarah-Lee Heinrich alte Tweets vorzuwerfen?
2015 äußerte sich die Grüne Jugend zum Tag der Deutschen Einheit so: „Am 3. Oktober wurde ein Land aufgelöst und viele freuen sich 25 Jahre danach. Warum sollte das nicht noch einmal mit Deutschland gelingen?“ Der damalige Chef des Partei-Nachwuchses und heutige EU-Parlamentarier Erik Marquardt erklärte später, in der Äußerung gehe es um die „Vision einer europäischen Integration bis hin zu einem europäischen Staat ohne gesicherte Außengrenzen“, die Kritik daran könne er schwer nachvollziehen.
Patriotismus ist Ausgrenzung?
Tatsächlich peilt auch die Mutterpartei ein Aufgehen der Bundesrepublik in einem EU-Staat an. „Unser Fixstern für die Weiterentwicklung der Europäischen Union ist die Föderale Europäische Republik“, heißt es in ihrem Parteiprogramm.
Rund um die Fußball-Europameisterschaft 2016 forderten mehrere Landesverbände der Grünen Jugend dazu auf, keine Deutschland-Flaggen in der Öffentlichkeit zu zeigen. „Fußballfans Fahnen runter“, appellierte etwa die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz. „Wer sich als patriotisch definiert, grenzt andere aus.“ Die damalige Bundessprecherin der Grünen Jugend und heutige Vizevorsitzende der Mutterpartei, Jamila Schäfer, argumentierte damals, man könne „die Mannschaft ja auch mit einer DFB-Fahne unterstützen.“ Ihre Organisation halte „nationale Gemeinschaftsgefühle grundsätzlich für gefährlich.“
Diese Aussage spiegelt wohl ganz gut die Gedankenwelt ihres Milieus wider, in dem der Nationalstaat allgemein und insbesondere der deutsche primär auf eine latente Gewaltbereitschaft verengt wird. Dass jene Staaten dieser Erde, die keinerlei kollektive „Gemeinschaftsgefühle“ historisch herausbilden konnten, zumeist sehr zerbrechliche Gebilde sind, wenn sie überhaupt noch existieren, kommt in dieser politischen Perspektive kaum vor.
Die Grüne Jugend solidarisierte sich auch mehrfach mit radikalen Organisationen. Als 2017 die von der Antifa-Szene genutzte Internetplattform „Linksunten.Indymedia“ verboten wurde, weil dort etwa regelmäßig zu Brandanschlägen aufgerufen oder die gezielte Tötung von Polizisten diskutiert wurde, verkündete die Grüne Jugend unter der Überschrift „Solidarität mit dem antifaschistischen Infoportal“ sofort ihre Unterstützung.
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