2022-03-02 11:20:54
Karneval und Fasenacht
Hand aufs Herz – wer von uns kennt die Ursprünge des Karnevals? Über Karneval und Fasnacht hat uns schon Tacitus in seiner „Germania“ berichtet. Der lebte von etwa 50 – 116 nach der jetzigen Zeitrechnung. Tacitus berichtet, daß die Rheingermanen im Frühjahr einen geweihten Wagen durch die Lande ziehen, der einer Vorfrühlingsgottheit „Nerthus“ gewidmet ist. Dieser Wagen hat die Form einer Barke; es ist somit ein Schiffskarren, ein (lat.:) „carrus navalis“.
Der Nerthuswagen sollte die Versinnbildlichung der Überwindung des Winters darstellen. An diesem Vorfrühlingsbrauch hat das Volk beharrlich festgehalten, so daß sich die Missionare gezwungen sahen, bei der Überdeckung dieses heidnischen Brauchtums an den „carrus navalis“ anzuknüpfen, der das Fest eröffnete.
In oberflächlicher Weise hat man aus dem zufälligen Gleichklang den „carrus navalis“ zum „Carneval“ gemacht und diesen dann auch lateinisch gedeutet als „carne vale“, d.h. „Fleisch lebe wohl!“ – Der Carneval sollte also eine Fastenzeit einleiten.
Die mit dem ursprünglichen Vorfrühlingsfest von jeher verbundene Ausgelassenheit hat man dem Volk jedoch nicht austreiben können. Man mußte sie gelten lassen und versuchte sie damit zu rechtfertigen, daß man sich vor der Fastenzeit noch einmal kräftig austoben sollte. Tatsächlich aber hat die mit dem Karneval verbundene übermütige Fröhlichkeit und Ausgelassenheit einen anderen Ursprung. Für unsere Vorfahren war der damals noch strengere Winter eine äußerst harte Notzeit. Schließlich kannten sie weder Zentralheizung noch Heizlüfter.
Und um die Eisriesen des Winters endgültig zu vertreiben, versuchte man, ihnen durch möglichst großen Lärm unter Benützung von Ratschen und Klappern Angst und Bange zu machen. Je lauter und toller es dabei zuging, umso besser. Auch der Genuß von Wein und Met kam dabei nicht zu kurz. Dadurch wurde diese tolle Nacht, einmal im Jahr, alkoholbedingt zur „Faselnacht“. Die heute sogenannte „Fastnacht“ hat also mit dem Fasten gar nichts zu tun, wie es die Kirche verfälschend darzustellen versuchte. Auch in älteren Urkunden lesen wir überall noch von der „Fasenacht“ oder „Fasnacht“. Auch Schiller spricht von der „Fasenacht“.
Es gibt auch eine Theorie, daß „Fasenacht“ von „fasen“ kommt, das bedeutet „fruchtbar sein“. Der Faselzweig war in alter Zeit ein Zeichen der Fruchtbarkeit gewesen. Genauso wie bei den Kirschzweigen (Barbarazweigen) der Vorweihnachtszeit, so sahen unsere Vorfahren in den Hasel- oder Hollerzweigen eine geheimnisvolle göttliche Kraft wirken. Jedes Lebewesen, das mit ihm berührt wird, möge im beginnenden Jahr gesund bleiben oder reiche Frucht tragen.
Zur Fasnacht gehört heute noch der Umzug der Kinder in Masken und Verkleidung, die Faselzweige in ihren Händen tragen oder auch Ratschen, die gedreht werden und gehörigen Lärm machen. Manchmal wird auch eine Strohpuppe feierlich im Umzug mitgeführt, die dann zentral aufgestellt und verbrannt wird.
Quelle:
Buch "Die Geschichte des islamischen Abendlands" (15 €)
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