2021-03-12 10:43:02
https://harald-walach.de/methodenlehre-fuer-anfaenger/17-was-ist-eine-wissenschaftliche-tatsache-ein-kleines-fallbeispiel-der-masernprozess/
Als Ergänzung zu dem “Machtwerk“ von Corona Fakten hat sich der renommierte Psychologe, Philosoph und Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Harald Walach die Studien vom Masernprozess ausführlich angeschaut und Lanka recht gegeben.
Interessant dabei ist auch, dass Lanka immer und überall behauptet, dass der Masernprozess für alle krankmachenden Viren repräsentativ ist. Insofern würde ich von Walach erwarten, dass er als Wissenschaftshistoriker die Infektionstheorie von Koch und Pasteuer bereits verworfen hat. Im Interview mit dem Rubikon erkennt man aber deutlich, dass er nach wie vor an krankmachende Viren glaubt.
„Ich fasse zusammen: keine der Studien führt eine wirklich solide negative Kontrolle durch, in der sichergestellt ist, dass nicht schon im Ausgangsmaterial, den Affennierenzellen bzw. in den HeLa-Zellen, das potenziell infektiöse Agens vorhanden ist. Sowohl die eingebrachten Agenzien selbst, oder diese in Interaktion mit dem Zellmaterial, oder dieses allein, oder alles zusammen mit dem Isolat aus dem erkrankten Gewebe könnten für die beobachteten Veränderungen verantwortlich sein.
In diesem Sinne scheint mir der Herausforderer, Dr. Lanka, recht zu haben: mit einer einzigen Studie wird nicht zu beweisen sein, dass es das Masernvirus gibt und mit einer von den hier vorgelegten schon gar nicht.
Warum aber dann der Konsens in der Wissenschaft, die sich ja offenkundig von einem solchen Unruhestifter wie Lanka in ihrem Geschäft gestört fühlt? Das sieht man am Gutachten von Prof. Podbielski, der darauf verweist, dass sich das Bild nur aus der Gesamtschau aller Befunde ergibt, auch der nicht in diesem Prozess diskutierten Studien.
Wissenschaft ist immer ein kumulativ-sozialer Prozess. Im Zuge der gesamten infektiologischen Theoriebildung entstand der Konsens, dass es sich bei Masern um einen infektiösen Prozess handeln muss. Irgendwie erwarteten alle, dass man so etwas wie ein Virus würde isolieren können. Also war die apriori-Erwartung hoch, dass eine Studie ein solches Ergebnis irgendwann würde haben müssen. Und so sieht die Gesamtheit der Forscher einigermaßen wohlwollend über die methodischen Schwächen der ersten Studien hinweg, auch wenn deren Autoren zur Vorsicht mahnen. Durch die Zitationstradition wird plötzlich Faktizität erzeugt, die auch – falls sie vorliegen würden – spätere negative Studien nicht mehr so einfach revidieren können.
Dies wurde kürzlich sehr eindrücklich an einem Beispiel gezeigt, in dem über Jahre hinweg eine falsche Theorie gestützt wurde, obwohl ausreichend negative Befunde vorlagen und zwar einfach deshalb, weil die mächtigsten Autoren die falsche Theorie stützten und negative Befunde systematisch unterschlugen. Es handelte sich um die Theorie, dass eine bestimmte Form von Myositis durch Amyloid-Ablagerungen verursacht wurde. Erst viele Publikationen später und nach sehr viel Aufwand zeigte sich zum einen, dass die Theorie falsch war, und zum anderen, dass diese falsche Meinung dadurch zustande kam, dass durch Zitationsnetzwerke Fakten geschaffen worden waren.[18]
Diese Faktizität wird umso schwerer anzweifelbar, je länger sie tradiert wird und je länger sie von allen akzeptiert wird. Ja, aber: „es gibt doch all diese genetischen Untersuchungen, all diese elektronenmikroskopischen Untersuchungen!“ wird der Befürworter sagen. Richtig. Die Frage, die Lanka erhoben hat und die durchaus berechtigt erscheint ist: sind die allerersten Daten, auf die sich alle späteren Studien beziehen, wirklich so erhoben worden, dass sie zweifelsfrei nur das vermutete kausale Agens isolierten? Wie wir gesehen haben ist das nicht der Fall. In den ersten Studien – und keine der anderen vorgelegten Studien hat das Manko beseitigt – wurden keine negativen Kontrollen mitgeführt.“
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