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TEAMGRENZEN NIEDERREISSEN Stahlbleche wurden früher nicht ges | NRD-Kultur

TEAMGRENZEN NIEDERREISSEN

Stahlbleche wurden früher nicht geschweißt, sondern genietet. Bei alten Schiffen oder Brücken kann man die Reihen kleiner fester Eisenköpfe gut erkennen, zum Beispiel im Bild der Woche #Dezemberstahl.

Ein Problem beim Herstellen einer Nietverbindung ist: man muss von beiden Seiten an die zu verbindende Stelle heran. Ein Niet ist ja ein Stahlstift, der erst von einer Seite durch die beiden Bleche geführt, und dann mit einem kräftigen Schlag so verformt wird, dass er beide Seiten zusammenhält. Meistens machen das zwei Arbeiter: einer schlägt zu, der andere hält gegen.

Manchmal ist aber nur eine Seite zugänglich. In den Zwanzigern ließ sich daher ein Engländer ein Patent erteilen: die Sprengniete. Seine Idee war, eine kleine Sprengladung in der Niete anzubringen, dergestalt, dass sich die Spitze der Niete bei Auslösung so verformt wie von einem Hammerschlag. Tolle Idee. Ihm gelang nur die Umsetzung nicht.

Hier kamen die Gebrüder Karl und Otto Butter ins Spiel. Die waren in den 30ern Ingenieure der Rostocker Heinkel-Flugzeugwerke, hatten das Problem der nur einseitigen Zugänglichkeit, und wussten um das Sprengnieten-Patent. Nachfolgepatente wurden angemeldet, doch die ersten Versuche verliefen erfolglos.

Die Niet-Prototypen verformten sich nicht, sondern rissen seitlich auf. Offenbar war man nicht in der Lage, den Druckaufbau bei der Explosion gleichmäßig genug zu formen. Man wandte sich an die Dynamit-Actien-Gesellschaft (DAG) mit der Frage, wie eine homogene Entfaltung der Wirkung zu erzielen sei.

Man veränderte gemeinsam die Form des Sprenghohlraums in der Niete, deren Material, das Kaliber, die Länge; erprobte verschiedenste Sprengstoffe, Ladungsmengen und Oberflächenbearbeitungen. Systematische Detailarbeit vom Feinsten, im Team über verschiedene Fachgebiete hinweg. Das ist etwas, was wir Deutschen gut können, bis heute.

Die Lösung war schließlich, neben genauen Vorgaben für die mechanischen Parameter, ein Sprengstoff aus Tetrazen, Nitromannit und Aluminiumgrieß. Die Explosion wurde durch bloße Erwärmung der Niete auf 130°C mittels eines Wärmekolbens ausgelöst. Das dauerte drei Sekunden; ein Arbeiter konnte das alleine machen.

Besonders häufig wurden Sprengnieten für Militärflugzeuge benötigt. Die kamen oft äußerlich beschädigt vom Einsatz zurück und mussten mit "Pflasterblechen" versehen werden. Das ging nur mit Sprengnieten.

Übrigens gebrauchten sowohl die Wehrmacht als auch die Alliierten die neue Fügetechnik. Die Heinkel/DAG-Patente kämpften auf beiden Seiten gegeneinander...


#ingenieure #gründlichkeit #genauigkeit #deutschland