WIDMER ÜBER BREITBAND-MELNYK Paul Widmer ist ein ehemaliger S | NRD-Kultur

WIDMER ÜBER BREITBAND-MELNYK

Paul Widmer ist ein ehemaliger Schweizer Diplomat, der seinem Land von 1977 bis 2014 in verschiedenen Positionen diente. Er hat ein bedeutendes Werk über seine Profession verfasst (Diplomatie. Ein Handbuch. NZZ Libro, 2014); lt. Rundfunk gehört es zum Literaturkanon all derer, die im diplomatischen Dienst tätig sind. (Fast all derer: weil es etwa 500 Seiten stark ist, hat es Fräulein Bärbock nicht gelesen.)

Herr Widmer wurde kürzlich vom Rundfunk befragt zu seinem Kollegen Melnyk. Anbei und zum Abendbrot ein Auszug aus diesem Gespräch nebst einer Verknüpfung zur akustischen Version.

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Glauben Sie, dass Herr Melnyk in dem aktuellen Fall der Kragen geplatzt ist, weil er in dieser Ausnahmesituation ist? Oder ist es doch Kalkül, um Scholz, um die Bundesregierung ein bisschen aus der Deckung zu locken?

Widmer: Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich das nicht weiß. Aber was ich beobachtet habe, ist, dass seine Äußerungen mehrmals schon nicht den Normen entsprachen. Daher würde ich vermuten, dass es eher ein Kalkül ist als ein Ausrutscher.

Was wäre Ihrer Meinung nach die angemessene Reaktion von deutscher Seite?

Widmer: Wenn ich ein Berater in Deutschland wäre, dann würde ich der Regierung raten, den Botschafter ins Außenministerium einzubestellen und ihm mitzuteilen, dass man, bei aller Wertschätzung, die man für seine Person und für seinen großen Einsatz in Deutschland hat, es begrüßen würde, wenn er eine andere Sprache wählen und die diplomatischen Verhandlungen dadurch erleichtern würde.

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Appellieren Sie da an die beiden kriegsbeteiligten Parteien Russland und die Ukraine? Oder auch an Außenstehende, an die Internationale Staatengemeinschaft?

Widmer: Ich denke natürlich insbesondere an die Kriegsparteien. Denn eines Tages gibt es für Kriegsparteien gar nichts anderes, als dass man am Verhandlungstisch einen Kompromiss herausbekommt.
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