2022-04-01 18:59:23
Harald Matthes im Focus-Interview
Charité-Forscher: „Mindestens 70 Prozent Untererfassung bei Impfnebenwirkungen“
(Harald Matthes ist ärztlicher Leiter am anthroposophischen Krankenhaus Berlin Havelhöhe)
Matthes: "(...)Aber wir haben etwas Interessantes entdeckt, und zwar, dass die Komplikationen zum Teil Chargen-abhängig assoziiert waren.
Unterschiedliche Impfstoff-Chargen haben unterschiedlich starke Nebenwirkungen ausgelöst?
Matthes: Ja. Es sind dazu auch schon zwei Publikationen erschienen von anderen Gruppen, wo man auch gesehen hat, dass offensichtlich die Konzentration beim Impfstoff in einer Charge besonders hoch war, weil eben auch die Nebenwirkungsrate höher waren als bei anderen Chargen.
Wie kann so etwas passieren? Die Chargen werden doch regelmäßig geprüft…
Matthes: Also wenn ich ehrlich bin, war ich als Wissenschaftler doch eher erstaunt, wie schnell man die Impfstoffproduktion in diesen Massenbetrieb bekommen hat. Wir haben ja ähnliche Erfahrungen bei Neuentwicklungen von Impfstoffen in der Vergangenheit gehabt und gesehen, dass es eben sehr lange dauert, bis die Chargen wirklich standardisiert sind – gerade, wenn sie schnell und in großer Menge produziert werden. Dass es da zu Schwankungen kommt, ist nicht ungewöhnlich.
Man kann also nicht sagen, das darf nicht passieren, sondern Wissenschaft und Neuentwicklung bedeuten immer, dass bestimmte Dinge nicht vorhergesagt werden können. Wir können nur dann, wenn etwas auftritt, untersuchen, warum es so ist. Deshalb wäre es eigentlich erforderlich, wenn man in so kurzer Zeit etwas entwickelt, dass man dann ein Impfregister einrichtet, um möglichst schnell auch Warnsignale erkennen zu können.
Wenn Sie sich anschauen, wie viele unterschiedliche Nebenwirkungen allein in Ihren Daten auftauchen, wenn Sie bedenken, wie viel wir über die Sicherheit der Impfstoffe noch nicht wissen und vielleicht auch nicht wissen können aufgrund der Art und Weise, wie Nebenwirkungen derzeit dokumentiert werden – was bedeutet das für die Nutzen-Risiko-Bewertung der Impfstoffe? Können Menschen aus Ihrer Sicht mit den jetzt vorhandenen Informationen eine gute Entscheidung für sich treffen?
Matthes: Das ist jetzt eine hochpolitische Frage. Unter Omikron kann man das noch nicht genau sagen, aber bis zur Delta-Variante fiel das Nutzen-Risiko-Verhältnis sicher immer zu Gunsten der Impfung aus. Auch die unter 40-Jährigen haben von der Impfung profitiert.
Aber ich glaube, uns fehlt in Deutschland das Vertrauen in die Politik und in die Wissenschaft. Sie ist missbraucht worden, wir haben keine differenzierten Diskussionen in der Öffentlichkeit geführt, sodass wir inzwischen neben einer breiten Mitte auch zwei extreme laute Lager vor allem in den sozialen Medien haben."
https://www.focus.de/gesundheit/news/charite-forscher-harald-matthes-im-interview-mindestens-70-prozent-untererfassung-bei-den-impfnebenwirkungen_id_76570926.html
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