2022-08-06 13:59:47
Ein Aufruf dazu, sich zu wehren! Den folgenden Post eines bekannten halleschen Aktivisten haben wir gestern bereits über unsere facebook-Seite "Solidarität in Halle" geteilt. Damit er noch ein paar mehr Leute erreicht und die Sache etwas Fahrt aufnimmt, teilen wir ihn nun auch hier. Text: "Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich für meinen Teil bin verdammt müde, maßlos enttäuscht, traurig und vor allen Dingen wütend. Warum? Das ist gar nicht so leicht zu zusammenzufassen, aber ist hauptsächlich auf die Pandemie und alles, was diese mit sich gebracht bzw. zu Tage gefördert hat, zurückzuführen. Die letzten zwei, bald schon drei Jahre waren für die meisten von uns sehr entbehrungsreich, sei es nun in finanzieller oder in sozialer Hinsicht.
In meinem konkreten Fall ist es so, dass ich quasi zeitgleich mit der Pandemie meine selbständige Tätigkeit als Sprachlehrer aufgenommen habe. Da ich schon während des Studiums in diesem Bereich gearbeitet habe, verfügte ich von Anfang an über ein sehr gutes Netzwerk in dem Bereich, was genau gesagt bedeutete, dass es mir an Arbeitsangeboten nicht mangelte, ganz im Gegenteil. Dann kam die Pandemie und alles wurde schlagartig anders.
Das Geld wurde schnell knapp, ich musste vorübergehend vollständig auf Online-Unterricht umsatteln und auch, wenn ich zumindest immer etwas zu Essen auf dem Tisch hatte, so kam am Ende nicht mal ansatzweise so viel Geld rein, wie ich es ursprünglich geplant hatte.
Naiverweise hatte ich zunächst auf finanzielle Hilfe staatlicherseits gehofft - eine Hilfe, die niemals kam, die nie existierte. Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden: das waren zwei beschissene Jahre am Rande des Existenzminimums, die ich so nie wieder erleben möchte. Mir ist dabei völlig klar, dass ich längst nicht der Einzige bin, dem es so erging: viele haben ihren Job verloren, mussten sich anderweitig umsehen, ihre Selbständigkeit gleich komplett aufgeben, etc. - allein in Deutschland gibt es mit Hinblick auf die Pandemie Abertausende solcher Schicksale. Und wir reden hier ja nur vom rein finanziellen Aspekt - dass man zwei Jahre lang (weitestgehend) auf soziale Kontakte jeglicher Art, öffentliche Veranstaltungen und menschliche Nähe verzichten sollte und auch musste, trägt dann auch noch seinen Teil zu dem ganzen Mist bei.
Glücklicherweise ist die Zeit der Lockdowns und des social distancing vorbei, zumindest für den Moment.
Das hat sich für mich auch beruflich bemerkbar gemacht, denn meine Auftragslage hat sich wesentlich gebessert und ich gebe die meisten Kurse wieder in Präsenz. So weit, so gut. Auch finanziell bin ich in letzter Zeit wieder in ruhigere Fährwasser gekommen.
Nun kommt jedoch im Zuge des Ukraine-Kriegs gleich der nächste Knaller, denn als würde es noch nicht reichen, dass die Lebenshaltungskosten in sämtlichen Bereichen seit Jahren stärker ansteigen als die Löhne und Gehälter, so werden wir bei den Nebenkosten für Gas, Strom, etc. dieses Jahr vermutlich so richtig abgezockt, während diverse Großkonzerne wie e.on, RWE und Co. sich so richtig ins Fäustchen lachen und Mehrkosten einfach direkt auf den Endverbraucher abwälzen. Die Politik steht dem Ganzen meiner Ansicht nach bislang relativ hilflos gegenüber, und auch so tolle Initiativen wie z.B. das 9-Euro-Ticket zur Förderung der Nutzung des ÖPNV sind höchstens zeitlich befristet angelegt. Finanzielle Hilfen zur Unterstützung der Bevölkerung stehen bisher nicht wirklich in Aussicht, denn das, was bisher beschlossen worden ist, wird hinten und vorne nicht reichen.
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