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Zum Praktikum von Schwabach nach Heideck: Warum eine Landtagsabgeordnete mit Lehm wirft

SCHWABACH/HEIDECK - Da die studierte Historikerin Weigand sich sehr für die "gebaute Geschichte" interessiert – also die Baudenkmäler ihrer Heimat, hatte sie an ihrem Wohnort Schwabach den Restaurator in der Denkmalpflege Holger Wilcke kennengelernt. Immer wieder untersucht er historische Gebäude auf ihr Alter und restauriert sie zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege, der Unteren Denkmalschutzbehörde und natürlich dem Bauherrn.Bei Holger Wilcke ging Sabine Weigand nun einige Stunden ins Praktikum. In Haus und Garten seines selbst sanierten Hauses aus dem Jahr 1421 in Heideck (Landkreis Roth) erläuterte er die einstige langjährige Bauweise: „Das Fachwerk wurde mit Ruten aus geflochten und beidseitig mit Lehm beworfen.“Wärmend und kühlend zugleichUnd sie lernte: „Lehm war als Baustoff in Mittelalter und in der frühen Neuzeit enorm wichtig. Er war ebenso wie das Holz für die Fachwerkkonstruktionen vor Ort verfügbar. Und die Ausfachungen an den Hauswänden und -decken mit Gemischen aus Lehm und Stroh dämmten mit mehr Stroh die Gebäude und speicherten mit mehr Lehm die Wärme.“Wilcke erläuterte das am Beispiel von Lehmwickeln: Ein Holzstickel wird mit Stroh umwickelt und mit Lehm-Strohgemisch ummantelt. Die Stickel werden dicht in eine Balkennut eingeschoben – fertig ist die Decke, zugleich Fußboden des Obergeschosses.Dann ging's für die Praktikantin Weigand an die Praxis. Mit Hammer und Spachtel klopfte sie in einem Eimer voller trockenem, steinhartem Lehm kleine Stücke ab. Die mischte sie in einem weiteren Eimer mit Wasser und rührte. Weil sich die Lehmbröckchen nicht so gut auflösten, wie ihr „Lehrherr“ Wilcke es wollte, musste sie mit den Händen ran. Mit den Fingern zerquatschte sie den Lehm, bis sich eine homogene Masse bildete.„Das 'Schlaggern' braucht Geduld und ist echte Handarbeit – Kneten war angesagt“, resümiert sie. „Die Hände waren danach gelb vom feuchten Lehm und das Gesicht voller brauner Spritzer. Die Pampe muss eine Woche stehen, bevor sie von zwei Seiten aufs Holz oder Geflecht ‚angeworfen‘ werden kann.“Baustoff der Vergangenheit - und Zukunft?Weigand erkannte: Lehm war der Baustoff der Vergangenheit, der aber auch in der Zukunft ideal ist. Zum Beispiel bei der ökologischen Sanierung: „Lehmbau ist nachhaltiges Handwerk, ich bin begeistert vom Baustoff Lehm. Er ist natürlich, langlebig – wie man an mittelalterlichen Denkmälern sieht – und regional, er schafft gesundes Raumklima und speichert Wärme.“ Das Fazit der Abgeordneten: „Wir können von der historischen Bauweise und alten Materialen wie Lehm ungemein viel für das Bauen der Gegenwart lernen.“Wie schön anzusehen mit Lehm gebaute Wände sein können, zeigte ihr Wilcke am Beispiel seines 600 Jahre alten Hauses. Farbig gefasstes Gebälk und Gefache mit Ritzern, farbigen Streifen parallel zu den Hölzern. Mit viel Liebe und Aufwand hat der Restaurator es saniert. Ein echtes Schmuckstück neben der ebenfalls sehr sehenswerten Kapelle direkt nebenan.Bei Wilcke bedankte Weigand sich für die Einblicke in sein Handwerk, seine praktische Anleitung und dafür, dass er ihr klar gemacht hat: Ohne lokales Handwerk geht gar nichts. „Ich bin jetzt noch motivierter als vorher, mich für die Förderung der örtlichen Betriebe und die Ausbildung einzusetzen. Beides ist so wichtig für die regionale Wertschöpfung.“