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Bürger hatten das Wort: Wie soll Roths Marktplatz einmal aussehen?

ROTH - Er ist das Herz der Stadt. Oder das Wohnzimmer. Und er ist einzigartig. Der Marktplatz der Stadt Roth, der in den vergangenen Jahren immer wieder für Diskussionen gesorgt hat und immer wieder zu Änderungsversuchen geführt hat, dieses Wohnzimmer soll neu möbliert werden.Der Rother Stadtbaumeister Wolfgang Baier fand hübsche und passgenaue Bilder für den innersten, wichtigsten Teil der Stadt, als er antrat, um dieses Herzstück mit einer Operation neu zu beleben. Dazu packte er auf der Bühne der Kulturfabrik gleich das große Operationsbesteck aus.Den rund 100 Rotherinnen und Rothern im Saal und weiteren etwa 40, die die hybride Veranstaltung von daheim verfolgten, legte der Chef des Stadtbauamtes den Marktplatz sozusagen vor die Füße. „Ich will Sie sensibiliseren und Ihnen zeigen, was da alles dranhängt“, kündigte er an.Es ist eine Menge, die da dran hängt. Mit vielen Bildern, einer animierten Videofahrt über den gesamten Platz und einem umfangreichen Fragebogen wurde deutlich, dass es gar nicht so leicht ist, das Wohnzimmer einfach mit Sofa und Grünpflanze auszustatten.Lösung statt SchuldzuweisungKeine Schuldzuweisungen! Das ist laut Baier die Bedingung, denn statt Verantwortliche für frühere oder jetzige Missstände zu suchen, will er – gemeinsam mit interessierten und engagierten Bürgerinnen und Bürgern – Lösungen angehen. Und dabei „geht es um ganz viel“, erklärte Baier bei der Auftaktveranstaltung zur Veränderung des Platzes.Es geht nicht nur um Autos oder nicht Autos (Parkplätze sind nur zwei Gehminuten entfernt), das machte seine Präsentation schnell klar. Es geht auch nicht nur um die Märkte und Geschäfte, um Gastronomie, Events und Denkmalschutz. „Dort wohnen auch Menschen“, erinnerte er, der Klimawandel sorgt für weitere Themen: Was passiert bei Starkregen oder bei zunehmender Hitze? Wie und wo soll der Platz beleuchtet werden? Wie finden Menschen mit Behinderungen einen barrierefreien Weg zum, vom und über den Platz?Stück für Stück dröselte Baier die Probleme auf, indem er dem Publikum einfache Fragen stellte. Was fehlt Ihnen aktuell am Marktplatz? Welche Gründe sprechen dafür, mit dem Auto hinzufahren? Was wünscht man sich für den wichtigsten Ort der Stadt, wenn man ihn sich zunächst leer wie ein weißes Blatt Papier vorstellt? Wasserspiel und Brunnen? Bäume und schattige Bänke, Gastronomie mit Tischen und Stühlen auf dem Platz?Nur die Hälfte des Platzes verfügbarDie Rechnung geht aber so: Von 3000 Quadratmetern Fläche sind – nach Abzug von Brunnen, Bänken, Bäumen, von Parkplätzen, Haltestellen und Marktflächen – nur 1760 Quadratmeter verfügbar. Unter dem Platz liegen massenweise Kabel und Leitungen – wirklich schattenspendende Bäume können also nicht einfach irgendwo gepflanzt werden, weil sie auch unter der Erde Platz für ihr Wurzelwerk brauchen.Der natürliche Schatten werde aber immer wichtiger: Ein heißer Sommertag in Roth – wie 2021 mit 42,1 Grad – könnte künftig häufiger als einmal jährlich für drückende Hitze in der Stadt sorgen. Auch Sonnensegel wären eine Möglichkeit, aber mit Auf- und Abbauarbeit verbunden.Andererseits nehmen – in Erinnerung an die Flut im Ahrtal 2021 – auch Starkregenereignisse zu. Baier: „60 Liter Regen pro Quadratmeter bedeuten, dass sich eine ein Meter hohe, 18 Meter lange Wasserwalze auf dem Marktplatz von Ost nach West ergießt.“ Wenn die Geschäftseingänge dann barrierefrei gestaltet sind, …. Auch an diesem Beispiel waren Problematik und Ambivalenz erkennbar.Barrierefreie Korridore brauchen PlatzBarrierefreie Korridore sind machbar, aber, so Baier, links und rechts davon müssen 80 Zentimeter komplett frei von Bebauung, Aufstellern, Stühlen oder Stellplätzen sein. Nicht nur Menschen mit Behinderung sind besonders schützenswert, nicht nur Kinder und Fußgänger, auch Radfahrende. Andere[...]