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Nach 112 Jahren: Ein Stück Fürther Geschichte endet

FÜRTH - Dienstagsabend hat Albert Hui jetzt immer Zeit. Die Chorproben, die knapp 60 Jahre lang Woche für Woche unverrückbar im Terminkalender standen, gibt es nicht mehr. Genauso wenig wie den Gesangverein Unterfarrnbach, dessen Auflösung in einer Mitgliederversammlung beschlossen wurde. Für den letzten Auftritt gab es einen stilvollen Rahmen: Im Schloss Burgfarrnbach übergab der 78-Jährige mit seiner Frau Martha die sorgsam gehütete Vereinsfahne, Urkunden, historische Fotos und Akten für das Stadtarchiv.Die schwere Atlasseide der Fahne glänzt wie neu, als sie jetzt noch einmal ausgerollt wird. Am Rand ist zierlich das Motto der Sänger aufgestickt: "Rein im Sange, treu im Wort, fest in Eintracht immerfort." Albert Hui, der in den vergangenen 22 Jahren als Vereinsvorsitzender die Geschicke lenkte, weiß: "Die Fahne wurde während der großen Inflation 1923 angeschafft, die hat zig Millionen gekostet." Gereicht hat die horrende Summe nicht: "Am Ende mussten dafür noch etliche Zentner Agrarprodukte gespendet werden."Gegründet wurde der Chor 1910 von 21 Männern aus Unterfarrnbach und Atzenhof. Als erster Vorsitzender machte sich Drechslermeister Felix Hall einen Namen. Ein Foto aus jenen Tagen zeigt ihn elegant im Anzug mit steifem Hemdkragen, in einem frühen Mitgliedsausweis ist seine schwungvolle Unterschrift zu entziffern.Aufschlussreiche StickereienSorgfältig zusammengelegt in einem Karton erinnern Fahnenbänder, die nun auch ins Archiv kommen, an besondere Ereignisse. 1928 stifteten die "Festjungfrauen" ein solches Band. 1935 übernahmen die "Damen" dieses Aufgabe, zum 40. Vereinsjubiläum 1950, so verrät die Stickerei, sind es die "Frauen" der Sänger, die den Fahnenschmuck beisteuern. Spätestens seit der Jahrtausendwende singen sie auch mit, zu diesem Zeitpunkt geht der Gesangverein Unterfarrnbach zudem eine Chorgemeinschaft mit dem Fleischergesangverein ein.Albert Hui kann sich gut an seine ersten Probenstunden entsinnen: "Wir waren eine Gruppe von Freunden und einer, der schon länger im Verein war, hat immer wieder gesagt, dass wir doch auch im Chor mitmachen sollen." Irgendwann habe er sich gedacht: "Jetzt probier ich’s halt mal aus." Knapp 19 Jahre alt war Hui damals, sang Bass und hörte am liebsten "die Sachen aus Amerika, Rock ’n’ Roll vor allem". Im Gesangverein wurde dann immerhin "Tiritomba" angestimmt, ein Hit aus den 50ern von Schlager-Diva Margot Eskens.Der Nachwuchs blieb ausVor zwölf Jahren feierte der Traditionsverein noch einmal groß: "Der 100. Geburtstag war ein Höhepunkt", sagt Martha Hui (72), die sich bis jetzt als Kassier engagierte. "Damals haben wirklich alle zusammengeholfen." Überhaupt sei "der Zusammenhalt im Verein immer ganz besonders gut" gewesen. Doch leider, so Albert Hui, gab es nun nur noch 39 Mitglieder, von denen zwölf aktiv sangen: "Das jüngste Mitglied ist 72." Nachwuchs? Nicht in Sicht. Die Entscheidung für die Liquidation fiel niemandem leicht. "Es hat sich gar nicht gut angefühlt", bedauert der langjährige Vorstand.Wie von der Satzung vorgegeben, ist mittlerweile auch das Vereinsguthaben verteilt worden. Martha Hui rechnet vor: "Je 1200 Euro gingen an den Posaunenchor Unterfarrnbach, an den Förderverein des evangelischen Kindergartens Unterfarrnbach, an die Fürther Musikspatzen und an die Sängergruppe Fürth."Dieses Chor-Schicksal ist kein Einzelfall. Viele vertraute Vereine in Stadt und Landkreis sind in den vergangenen Jahren verstummt. Thomas Zehmeister, Kreisvorsitzender des Sängerkreises Fürth, ist das Nachwuchs-Problem allzu vertraut: "Für uns ist das eine große Herausforderung. Aber wir planen Maßnahmen und investieren in unsere Jugendarbeit." Es habe bereits erste Gespräche unter anderem mit Kulturreferent Benedikt Döhla über die Gründung eines gemeinsamen Fürther Jugendchors gegeben. "Wir brauchen dafür im Grunde nu[...]