2024-02-06 14:12:39
ARMINIUS ERBEN - SONDERBERICHT Der nächste Job-Schock: In der Industrie brennt es lichterloh
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Von Bosch über BASF bis Miele: Ein deutscher Traditionskonzern nach dem anderen kündigt massiven Stellenabbau an. Die deutsche Wirtschaft hat nicht bloß ein Konjunkturproblem - der gesamte Industriestandort ist in Gefahr. Die Wirtschaft fleht die Politik an, sich sofort um die Wettbewerbsfähigkeit zu kümmern.
BASF, Bosch, Volkswagen, Bayer, Continental - die besten Adressen der deutschen Industrie kündigen der Reihe nach Massenentlassungen an. Vor wenigen Tagen erst wartete Autozulieferer ZF Friedrichshafen mit der Nachricht auf, dass möglicherweise bis zu 12.000 Stellen wegfallen könnten.
Und nun die Hiobsbotschaft, dass möglicherweise Tausende Jobs bei Miele auf dem Spiel stehen. Es sei ein Jahr mit "schweren Entscheidungen und zahlreichen, teils tiefgreifenden Veränderungen", schrieb Firmenchef Markus Miele in einer Mitteilung an die Beschäftigten. Ein Stellenabbau werde "sich nicht vermeiden lassen". Medieninformationen zufolge könnte der Waschmaschinenhersteller weltweit rund 2000 Arbeitsplätze streichen. In Deutschland dürfte davon insbesondere das Stammwerk in Gütersloh betroffen sein - die Produktion ist unter den schlechten Standortsbedingungen in Deutschland kaum mehr möglich. Es wird gemunkelt, dass die Produktion schrittweise von Gütersloh nach Polen verlagert werden soll.
Die Nachricht sorgt für Schlagzeilen: Miele ist nicht nur ein deutsches Vorzeigeunternehmen, sondern auch immer noch in Familienbesitz. Von Staubsaugern über Kühlschränke bis Waschmaschinen ist die Marke weltweit bekannt. Besonders tragisch: Die bittere Entscheidung muss das Unternehmen mitten im Jubiläumsjahr treffen. Gegründet wurde Miele vor 125 Jahren. Der Konzern hat weltweit rund 23.000 Beschäftigte, in Deutschland jedoch wird es immer schwieriger, die Arbeitsplätze zu halten. Der Fall Miele steht damit symptomatisch für die Deutschlandkrise und eine voranschreitende Deindustrialisierung.
Markus Miele, geschäftsführender Gesellschafter in vierter Generation, findet klare Worte: "Wenn ein Standort in allem teurer ist, wird es schwierig", mahnt der Unternehmer im "Handelsblatt"-Interview. Deutschland sei seit jeher ein Hochlohnland - aber jetzt seien auch die Energiekosten, die Abgaben, die Bürokratie am höchsten. Miele forderte bereits im vergangenen Jahr von der Politik, dass der Strompreis für alle deutlich fallen müsste. Der Staat müsste dafür die hohen Abgaben reduzieren. Auch beim Bürokratie-Abbau sieht er Handlungsbedarf: "Bürokratie ist ein großes Problem in Deutschland, da wüsste ich viele Punkte, bei denen man anfangen könnte. Photovoltaik ist so ein Beispiel: Wenn wir eine Anlage aufs Fabrikdach setzen möchten, dauert die Genehmigung länger als Beschaffung und Aufstellung. Es gibt viele Vorschriften, die das Wirtschaften schwierig machen und sich teils auch noch widersprechen. Das schränkt unsere Innovationskraft immer mehr ein."
Industrieverbände: "Es droht ein Flächenbrand"Markus Miele spricht der gesamten deutschen Industrie aus dem infarktbedrohten Herzen. "Im produzierenden Gewerbe brennt es lichterloh. Es droht ein Flächenbrand", warnen die Industrieverbände. Allein die Chemieindustrie hat binnen zwei Jahren 23 Prozent ihrer Produktionsmenge verloren. Es droht in energieintensiven Branchen ein historischer Einbruch. In einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz haben die vier Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft (DIHK, BDA, BDI und ZDH) vergangene Woche Alarm geschlagen: "Der Frust und die Verunsicherung bei vielen Betrieben wachsen - und die Verlagerung von industrieller Produktion ins Ausland nimmt zu." In dem ungewöhnlichen Brandbrief wird die Bundesregierung zum Handeln aufgerufen: "Wir appellieren dringend an Sie und die gesamte Bundesregierung, jetzt Maßnahmen zu ergreifen."
Auch mehrere Wirtschaftsforscher warnen vor einer "Deindustrialisierung Deutschlands", weil die Politik die Standortbedingungen immer weiter verschlechtere.
@arminius_erben Teil 2/2
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