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DEUTSCHES AUGENMASS Zur Zeit des Wiener Kongresses 1815 hatte | NRD-Kultur

DEUTSCHES AUGENMASS

Zur Zeit des Wiener Kongresses 1815 hatte Russland einen ausgesprochen guten Ruf. Russland galt als "Retter Europas", denn die Niederwerfung Napoleons wäre ohne das starke Russland nicht möglich gewesen. Man war dankbar.

Doch 38 Jahre später brach ein Unglück über Europa herein, eines von großer Tragweite, und zugleich von großer Lächerlichkeit. Der Krimkrieg. Seufz.

Das Vorfeld: die Türkei beherrschte damals weite Teile des Balkans. Das missfiel Russland, denn die christlichen, slawischen Völker des Balkans wurden in den fraglichen Gebieten von der Türkei schwer drangsaliert. Russland sah sich als Schutzmacht dieser unterdrückten Völker.

Die Stimmung zwischen Russland und den Türken war daher schlecht. Erschwerend kam hinzu, dass Russland, das ja kaum Zugang zu den Meeren hat, auf die Verbindung vom schwarzen Meer zum Mittelmeer und damit auf das Wohlwollen der Türken angewiesen war.

Da die Türkei damals schwächelte, fehlte nur noch ein Anlass für einen kleinen Regionalkrieg... der war gegeben, als sich in Jerusalem christliche Mönche mit Muslimen zankten.

Russland marschierte also in die umstrittenen Balkangebiete ein. Die Bevölkerung dort fand das toll. Danke, Russland! Die Türkei aber nicht so, die erklärte Russland den Krieg.

Wer das auch nicht toll fand, war England. Die wollten vermeiden, dass die Russen den Landweg nach Indien kontrollierten, die nicht!, und überhaupt, die Russen sollten sich mal nichts anmaßen. Letzteres fand Frankreich auch, man war dort recht kriegslüstern, Scheiß-Russen!, den Franzosen steckte ja immer noch die Niederlage der Grande Armée in den Knochen. Beide erklärten Russland ein dreiviertel Jahr später den Krieg. Irgendwann tritt auch noch, überflüssig wie ein Kropf, Sardinien-Piemont dem Krieg bei. Was für ein Kindergarten.

Ein regionaler Kriegsgrund, ein dämlicher Auslöser, dazu zwei Länder, die ihre Interessen ziemlich willkürlich tausende Kilometer von dort entfernt definieren, wo sie eigentlich wohnen...: und man hat schon beinahe einen ersten Weltkrieg.

Der Krimkrieg verläuft für alle Beteiligten furchtbar. Ein Friedensabgebot des Zaren, der zur Beteuerung seiner guten Absichten seine Truppen aus dem Balkan abziehen ließ, stößt auf taube Ohren. Man wollte Russland mal so richtig, richtig ducken.

Irgendwann starb der Zar, sein Nachfolger war zum Glück weniger kriegerisch veranlagt und strebte Frieden an. Bekam ihn auch, wurde aber territorial besehen ziemlich geschröpft.

Outcome des Krieges:

=> Türkei als Wackelstaat bestätigt inklusive seiner abendländischen Besitzungen! Wobei, die verloren die Türken später alle wieder. Passte halt kulturell nicht.
=> Russland gedemütigt! England und Frankreich triumphieren! ...
=> , wobei, die stabile Ordnung des Wiener Kongresses ist unwiderbringlich dahin.

Soweit, so ruhmlos.

Das Interessante aus unserer deutschen Sicht: natürlich wurde Preußen als wichtige Großmacht aufgefordert, sich an der Niederwerfung Russlands zu beteiligen. Bismarck lehnte das bezeichnenderweise ab, man dürfe einen Krieg weder aus Angst vor Frankreich führen, noch um sich bei England lieb Kind zu machen. Und er argumentiert: