Get Mystery Box with random crypto!

Die Wasserweihe Nachdem ein Kind geboren wurde, gilt es zunäc | WEDEN & ASATRU Archivarium

Die Wasserweihe

Nachdem ein Kind geboren wurde, gilt es zunächst, die Nabelschnur durchzuschneiden. Diese erste Handlung sollte der Vater des Kindes vollziehen., wie es heute schon in einigen Geburtshäusern und Kreißsalen, vor allem denjenigen, die eine natürliche Geburt bevorzugen praktiziert und angeboten wird.. Dies setzt voraus, daß der Vater bei der Entbindung anwesend ist und seine Frau bei der Geburt des gemeinsamen Kindes unterstützt. Da früher die Entbindungen auf der nackten Erde stattfanden. erklärt sich die Überlieferung, wonach der Vater als Zeichen seiner Zustimmung das Kind vom Boden aufnehmen mußte, von selbst. Wichtig ist nämlich nicht, von wo er es aufnimmt, sondern daß er es aufnimmt. Die Überlieferungen geben an, daß daraufhin das Kind mit Wasser begossen, manchmal auch mit Salzwasser bzw. -taufe (das Wort taufen leitet sich aus dem gotischen daupjan ab) folgt erst noch, obwohl man das erste Bad des Neugeborenen kurz nach der Geburt ohne weiteres als Wasserweihe ansehen kann. Das Bad soll dann aber der Vater durchführen und es nicht der Hebamme überlassen.

Die Wasserweihe hat durch ihre auffallende Übereinstimmung mit der christlichen Taufe vermehrt Diskussionen über die Herkunft ausgelöst. Jan de Vries weist deutlich nach, daß aus vielen Quellen ersichtlich ist, daß die Wasserweihe altes heidnisches Gut ist und auch bei vielen sogenannten primitiven Völkern bekannt war. Dem Arzt Gallenus verdanken wir einen Bericht aus dem 2. Jhd. n.d. übl. Ztrg, wonach die Germanen die Neugeborenen, noch heiß aus dem Mutterleib, in kaltes fließendes Flußwasser getaucht haben sollen, gleichwie man glühendes Eisen im Eiswasser härtet. Das hier vielmehr dem Säugling bereits seine erste Härteprobe abverlangt wurde, die dann im christlichen Kult zu einem kraftlosen Besprenkeln mit Weihwasser verkam, läßt sich auch aus dem altnordischen Namen asa vatni = Wasserfestigung ersehen. Aber auch in der Havamal, Strophe 158 findet sich eine entsprechende Stelle: ,,Ein dreizehntes kenne ich, wenn eines Degens Sohn mit Wasser ich bewerfen soll". Noch 732 n.d. übl. Ztrg wetterte Bonifatius in einem Erlaß gegen die heidnische Wasserweihe und erklärte sie für ungültig im christlichen Sinne. Diese Bestimmung ergibt nur dann einen Sinn, wenn bereits eine heidnische Taufe als bestehend vorausgesetzt werden kann, die sich nicht mit der christlichen deckt. Die Überlieferung läßt uns bei der eindeutigen Sinnbestimmung der germanischen Wasserweihe wegen mangelnder Quellenstellen leider im Stich. An einen Reinigungsbrauch im christlich - orientalischen Sinn ist keinesfalls zu denken, da hierfür im heidnischen (keltisch - germanischen) KultURkreis Anschauungen von religiöser Unreinheit nicht bezeugt sind, die ja eigentlich auch in krassem Widerspruch zu heidnischen Denken stehen würden.

Aber es ist noch ein ganz anderer Gesichtspunkt zu berücksichtigen, nämlich der des Bedeutungsinhaltes, denn der Sinn der heidnischen Wasserweihe deckt sich in keinster Weise mit dem der christlichen Taufe. Über den Unterschied stritten sich schon im 4. Jahrhundert der britische Mönch Pelagius und das päpstliche Rom. Ausgangspunkt des Streites war die unterschiedliche Beurteilung des Problems von Sünde und Gnade durch die Lehren des heiligen Augustinus einerseits und dem Standpunkt des Pelagianismus andererseits. Aufgrund seiner Lehre von der Erbsünde war Augustinus der Ansicht, daß der Mensch von Geburt an sündig sei und forderte daher, daß die Neugeborenen sofort nach der Geburt zu taufen seien, ,,um ihnen so die Möglichkeit zu geben, des göttlichen Lichtes voll und ganz teilhaftig zu werden". Pelagius dagegen vertrat den Standpunkt, daß dem Menschen das Recht eingeräumt werden müsse, zu wählen, ob er getauft werden wolle oder nicht. Dieser Disput um ein bis heute aktuell gebliebenes Thema rüttelt an den Grundpfeilern des Christentums. Nach der augustinischen Lehre hat der Mensch per definitionem nicht die Möglichkeit, Gott oder die Wahrheit durch eigene Suche und eigene Haltung zu finden.