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Seit über 600 Jahren: Warum die Wässerwiesen "immaterielles Kulturerbe" sind

KATZWANG/SCHWABACH - Schon 2020 war die uralte Kulturtechnik in das Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden und damit auch automatisch auf der Vorschlagsliste für das bundesweite Verzeichnis gelandet. Aber das ist noch nicht alles. Seit knapp 20 Jahren wird auch über die Vereinten Nationen beziehungsweise über die Unescoversucht, solch überliefertes Wissen und Können für die Nachwelt zu erhalten.Fest im RednitzgrundDie entsprechende Urkunde wurde vor kurzem bei einem großen Fest im Katzwanger Rednitzgrund an die Oberbürgermeister Marcus König (Nürnberg) und Peter Reiß (Schwabach) übergeben.Um die Urkundenvergabe herum hatte der BBV Nürnberg ein buntes Fest organisiert mit Vorträgen, einer Podiumsdiskussion, Infoständen und Führungen für Kinder und Erwachsene. Darüber hinaus wurden die schönsten Bilder von Katzwanger Grundschülern zum Thema Wässerwiesen prämiert.Seit 1421. Mindestens.In Katzwang werden die Wiesen entlang der Rednitz seit mindestens 1421 mehrmals im Jahr durch ein ausgeklügeltes System an Kanälen, Gräben, und "Schützen" kontrolliert geflutet, also "gewässert". Die überwiegend sandigen, trockenen und eher nährstoffarmen Böden werden so mit mehr Wasser und Nährstoffen versorgt. Für die Landwirte heißt das: mehr Futterertrag für ihr Vieh.Für das ganze Ökosystem heißt das: Es entsteht eine Artenvielfalt, die ihresgleichen sucht. Ein Paradies für Amphibien und Insekten, aber auch Großvögel wie Störche finden einen reich gedeckten Tisch.Die frühesten schriftlichen Zeugnisse zur Wiesenbewässerung stammen aus Katzwang. 1421 wurde nach zahlreichen Streitigkeiten das Wasserrecht - also das Recht zur Wasserentnahme aus der Rednitz - neu geregelt. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Geschichte der Wiesenbewässerung noch viel weiter zurückreichen dürfte.Rechte genau geregeltAuch heute ist es noch so, dass die Bauern als Eigentümer oder Pächter der Wiesen nur zu bestimmten Zeiten das Rednitzwasser in ihre Kanäle leiten und damit ihre die Wiesen überfluten dürfen. Denn: die Nachbar-Wässerverbände haben ja auch Rechte.Zwischen Rednitzhembach und Forchheim werden heute noch gut 800 Hektar Wiesen in dieser traditionellen Form bewirtschaftet. Sie zählen zu den besterhaltenen Bewässerungsgebieten in ganz Europa.Gefahr durch Schwund und Infrastruktur-ProjekteDoch die alte Kulturtechnik ist in Gefahr. Es ist aufwändig, die Schotte und Schütze, die kleinen Wehre und die Gräben in Schuss zu halten. Einige Wässerverbände entlang von Rednitz und Pegnitz haben sich bereits aufgelöst, in anderen sind nur noch eine Handvoll Grundstückseigentümer dabei.Trotzdem: Alleine rund um Schwabach gibt es noch acht solcher Wässerverbände und -gemeinschaften, die Wasser aus der Rednitz beziehungsweise Schwabach nützen: „Pflugwehr“ Limbach-Katzwang, „Im oberen Grünlein“ Wolkersdorf, „Unterer Grund“ Wolkersdorf, „Käferleinswehr“, „Hopfengarten“ Katzwang, „Schaftnach“, „Penzendorf“ und Rednitzhembach. Die mit Schwabacher Bezug haben 2021 den Umwelt- und Naturschutzpreis der Stadt Schwabach erhalten.Ausgeklügeltes SystemAber: Die moderne Infrastruktur droht das sehr diffizile und ausgeklügelte System zumindest in Teilbereichen weiter zu zerstückeln oder gar zu zerstören. Große Verkehrswege wie die A6 kreuzen die Rednitz. Dass 2004 der jahrzehntelang drohende Weiterbau der Bundesstraße 2 bis zur A73 endgültig zu den Akten gelegt worden ist, verschaffte den Betreibern eine 18-jährige Atempause.Aktuell sehen sie das System der Wässerwiesen aber zum Beispiel durch den geplanten Neu- beziehungsweise Ausbau der Höchstspannungsleitung P53 bedroht.