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Abschied vom letzten deutschen Kaiser Franz Beckenbauer war e | Ruediger Dahlke

Abschied vom letzten deutschen Kaiser
Franz Beckenbauer war einer der ganz großen Fußballer, aber er war deutlich mehr. Die vielen Nachrufe versuchen den Zauber seiner Persönlichkeit einzufangen und doch fehlt meist Wesentliches und jedenfalls die eigentliche Erklärung für die Faszination, die von ihm ausging.
Er war ein großer Felder-Bauer, der viel von der Magie des Feldes verstand und so elegant wie auf dem Fußballfeld damit spielte. Es war nicht nur die Art wie er fast arrogant weite Bälle aus der Luft auffing, seine legendäre Art ansatzlose brillante Pässe mit dem Außenrist zu spielen, die ihm den Titel Kaiser einbrachte. Aber auch Antworten auf provokante Fragen taten ein Übriges. Etwa wenn seine Zweikampf-Bilanz bemängelt wurde, da er nach dem Spiel so sauber wie vorher aussähe und er darauf hinwies, dass Fußball oberhalb der Grasnarbe gespielt würde. Oder gefragt, warum er kaum Kopfbälle spiele, der Hinwies, dass er seinen Kopf zum Denken brauche. Der Titel war auch inspiriert von einem Bild neben einer Kaiserstatue, aber vor allem war es seine hoheitliche Art, selbst auf herausfordernde Fragen und Bemerkungen einzugehen. Als er fast gleichzeitig mit Boris Becker mal wieder ein uneheliches Kind (von einer DFB-Sekretärin) erwartete, und Boris durch alle journalistischen Drecklachen der Nation gezerrt wurde, reichte bei ihm ein Satz: „Der Liebe Gott freut sich über jedes Kind“. Dann war Ruhe. Der Kaiser hatte gesprochen. Und wer würde einer solch zeitlosen Wahrheit widersprechen?
Dabei gab er auch kaiserliche Angriffspunkte, etwa mit seiner Vorliebe für widersprüchliche Äußerungen. Ihn interessierte offenbar wirklich der Schmarrn von gestern nicht. Lag es daran, dass er schon so im Augenblick lebte? Und er wusste, was Spiritualität war. Seine Philosophie war so bestechend einfach, dass sie schon wieder aufhorchen ließ: „Schau ma mal, dann sehn ma schon.“ Nicht gestern in der Vergangenheit, nicht morgen in der Zukunft, sondern jetzt im Augenblick.
Für die Zeitqualität Kairos hatte er immer ein Gespür. Seine Pässe kamen jedenfalls im richtigen Moment, sein Abgang bei „seinem“ Club FC Bayern ebenfalls, als Trainer auf dem Gipfel des Erfolgs als Weltmeistertrainer sowieso. Als Spieler spielte er dann noch ein bisschen mit Pélé in New York, dem anderen Genie auf dem Feld, das so vielen die Welt bedeutete und das er so meisterlich beherrschte. Er folgte dabei wohl einfach seinem Riecher, dem guten Näschen.
In seiner Bayern-Zeit war er kaum je verletzt, Zweikämpfe mied er eher. Wozu sollten die auch gut sein? Wer wollte sich mit dem Kaiser schon anlegen, zumal der Ball bereits weg war, wenn der Gegner kam. Beckenbauer entwickelte sich seine Rolle im Spiel selbst, war der geborene Libero, der freie Mann. Und er war so frei auf allen Spielfeldern. Auf dem sportlichen spielte er sich leicht und elegant frei, auf dem partnerschaftlichen folgte er wohl der Liebe und seinem Näschen, auf dem gesellschaftlichen dem seines Managers Robert Schwan, der den Jungen aus Giesing früh unter seine Fittiche nahm.
Was sollte da schon schiefgehen, er bespielte seine Felder auf seine Art genial. Da musste er als Kaiser wohl wenig kämpfen. In Bayern und speziell der Hauptstadt München flog auf, dass ein Polizeibeamter alle Strafzettel mit seinem Namen einfach verschwinden ließ. Das war aber dem Kaiser nicht anzukreiden, und auch nicht sein Werk, sondern das von Respekt getragene eines bayrischen Beamten, der seinen Kaiser nicht mit solchen Lapalien behelligen wollte. Bei der Polizei flog der dann raus. Aber beim FC Bayern in München gab es eine bessere Anstellung. Und dort stellte man sich nicht so an, wenn dem eigenen Kaiser der Hof gemacht wurde.