2022-07-24 20:48:47
August 1950
Dr. med. homöop. Heinrich Will (1891-1971)
Minzen-Zauber
Unter den heimischen Heilkräutern, deren Wirkungen leider im Volke immer mehr vergessen werden, steht die Pfefferminze oben an. Man trinkt den Pfefferminz-Tee zwar gleichgültig als Hausgetränk zu den Mahlzeiten, weil er so billig ist, aber man vergisst ihn gerade dann, wenn er durch seine Heilwirkung wirkungslosere und teurere Präparate aus dem Feld schlagen könnte.
Sein wissenschaftliches Prädikat lautet: „schmerzstillend, krampflösend, entzündungswidrig“, und damit deckt er jene Unsummen von Zuständen zwischen Gesundheit und Krankheit, bei denen eine Organdiagnose noch nicht möglich ist, der Mensch sich aber doch krank fühlt. Es handelt sich um Funktionsstörungen des Nerven- und Stoffwechselsystems, nicht schlimm genug, um ernst genommen zu werden, und doch eine ewige Plage und Lebenshemmung für den Leidenden. Die Beschwerden treten auf als Leibschmerzen bis zu heftigen Krämpfen und Koliken, Blähungen und Durchfällen. Einige Tassen heißen Pfefferminz-Tee, ohne Zucker, aber vielleicht mit ein paar Tropfen Zitronensaft, beseitigen solche Leide oft schlagartig. Auch bei Erbrechen ist er wirksam, selbst bei dem qualvollen Dauererbrechen der Schwangeren. Seit es bei uns wieder reichlich Fett gibt, haben die Funktionsstörungen der Leber und Galle überhand genommen, die sich nicht nur in vielseitigen Magenbeschwerden äußern, sondern auch in jenem peinlichen „Nachlassen der Schlankheit“, welches schönen Frauen so viel Kummer macht.
Pfefferminz-Tee ist freilich kein Entfettungsmittel, aber er fördert den Gallenfluss, hilft somit die fette verdauen und beugt zu starkem Fettansatz vor. Ein altbewährtes Rezept gegen üblen Mundgeruch ist eine Abkochung von Pfefferminzblättern in halb Wasser, halb Wein, wovon man im Lauf des Tages eine Tasse trinkt, für längere Zeit.
Wem der Tee zu flüssig ist, der greife zu den gepulverten Pfefferminzblättern, mehrmals täglich einen gestrichenen Teelöffel, oder noch besser zum Pfefferminz-Öl. Drei Tropfen davon auf einen Schluck Wasser oder Naturzucker genügen. Die erfrischende Kühle, die dies im Munde erzeugt, zeigt wie es auf die Schleimhäute des ganzen Magen-Darmkanals wirkt: zusammenziehend auf Nerven und Blutgefässe und damit „schmerzstillend, krampflösend, entzündungswidrig“. Genau ebenso wirkt das Öl, wenn man es zu Hauteinreibungen bei Nervenschmerzen und Rheuma, aber auch bei nervösem Hautjucken verwendet.
Erwiesen ist auch eine leichte Herzwirkung, sodass es bei Ohnmacht, Ermüdungs- und Schwächezuständen, innerlich und äußerlich angewendet, von Erfolg ist. Zahnschmerzen in hohlen Zähnen verschwinden, wenn man ein mit Pfefferminz-Öl getränktes Wattbäuschchen in den Zahn steckt. Die desinfizierende Kraft des Öles sollte bei der Mund- und Zahnpflege, vor allem zur Eindämmung chronischer Zahnkrankheiten viel mehr ausgenützt werden.
Endlich sei noch hingewiesen auf die nervenberuhigende und schlaffördernde Wirkung eines Aufgusses aus gleichen Teilen Pfefferminz, Baldrian und Bitterklee, vor dem Schlafengehen kalt getrunken.
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