2022-08-29 13:01:01
Juni 49
Dr. med. homöop. Heinrich Will (1891-1971)
Vom mühevollen Leben
Eine seelenärztliche Betrachtung
Unsere Gesundheit hängt nicht von Zufällen ab wie Erkältung oder Ansteckung, sondern von der Art und Weise wie wir unser ganzes Wesen mit Geist, Seele und Leib in das Leben einspannen. Ein Pferd, das man einige Tage im Stall stehen lässt, wird „hitzig“, wie der Bauer sagt, d.h. in seinem Stoffwechsel bilden sich Gärungen, die wieder zu Hitze, ungebärdigem Verhalten und Krankheit führen. Denn in der Gärungshitze bilden sich Gifte, die so oder so heraus müssen. Deshalb sorgt der Bauer dafür, dass sein Pferd jeden Tag Bewegung hat.
Auch der menschliche Körper braucht Bewegung, Tiefatmung und Schweiß, wenn er nicht von Stoffwechselgiften zerfressen werden soll. In der Jugend ist das selbstverständlich, da treibt ein innerer Drang hinaus ins Freie, hinein ins Leben. Beim Familienspaziergang machen die Kinder den Weg der Eltern oft zehn und mehr Mal, weil sie vorspringen, Seitenwege machen, zurückbleiben und wieder vorkommen. Wir staunen oft, wie 6 bis 8-jährige Kinder Fußwanderungen mühelos bewältigen, an denen die Erwachsenen stöhnen. Nach dem Auswachsen, der Berufswahl und Familiengründung ist die Körperbewegung kein selbstverständlicher Vorgang mehr wie in Kindheit und Jugend.
Zunächst sind es berufliche Hemmungen, wie Bürotätigkeit, Maschinenarbeit usw., welche uns ausgiebige Bewegung unmöglich machen. Nach erfolgter Existenzsicherung kommt hinzu das Verlangen nach Bequemlichkeit und Behagen, nach weichen Stühlen und guter Lektüre, nach Auto und Kino, welches den Menschen allmählich den natürlichen Drang nach Bewegung vergessen und diese selbst geringschätzen lässt. Die Folgen des Stubenhockens sind innere Gärungen, Stauung von Stoffwechselschlacken, körperliche und seelische „Hitze“, die sich schließlich in Körperkrankheit niederschlägt. Im Alter gar nimmt die Kraft zur Körperbewegung immer mehr ab, und die zunehmende innere Vergiftung macht den Leib welk und siech und löst ihn schließlich auf.
Wollen wir uns jung und gesund erhalten, so müssen wir mühevoll leben wie in Kindheit und Jugend. Wir sollten uns nicht immer den bequemsten Weg zu unserem Ziele suchen, sondern den mühevollsten, der am meisten Bewegung verlangt und dabei den Körper am besten reinigt. Bis zur Mitte des Lebens sollte die körperliche Bewegung vorherrschen, im Alter die geistige Körperbewegung atmet, dunstet und schwitzt die Gifte aus. Das mühevolle Ringen nach geistiger Erkenntnis im Alter bringt die Seele immer mehr ins Gleichgewicht und lässt sie jenen geistigen Halt gewinnen, der wie ein starker Antrieb auf die Stoffwechselfunktionen wirkt und die Ausscheidungsvorgänge stärkt.
In diesem Sinne wirkt geistig-seelische Harmonie wie körperliche Bewegung: regulierend, entschlackend, reinigend, verjüngend.
t.me/DrmedHWill
t.me/premmani
32.2K viewsMyKosmos, 10:01