2023-06-08 00:08:27
Wenn Menschen einem gegenüber ehrlich und aufrichtig sind, gibt es zumindest weniger Gründe, ihnen nicht verzeihen zu wollen. Echte Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sind nicht nur für den Empfänger spürbar, sie sind auch heilsam für denjenigen, der sich den „Ballast“ von der Seele redet, denn durch das aufrichtige Aussprechen und Mitteilen der eigenen belastenden Erfahrungen werden bisher scheinbar unaussprechbare Dinge und Geschehnisse vergegenwärtigt, bewusst gemacht und auch tatsächlich verarbeitet, so dass mit erdrückenden Erfahrungen teilweise oder manchmal sogar endgültig abgeschlossen werden kann.
Es ist ein therapeutischer Prozess für beide Seiten.
Leider ziehen es die meisten vor, ihren Ballast weiter mit sich herumzuschleppen, um ja ihr „Gesicht“ nicht zu verlieren und nehmen in Kauf bis an ihr Lebensende unglücklich an der eigenen Schmach zu verenden. Viel zu groß ist die Angst, dass einmal Gesagtes bis in die Ewigkeit gegen einen selbst verwendet werden kann.
Deswegen ziehen sie es lieber vor, an Unausgesprochenem sprichwörtlich zu ersticken, an selbigem zu erkranken oder in einem einsamen Kerker vor sich in ewiger Buße dahinzuvegetieren als auch nur auf den Gedanken zu kommen, sich nach außen zu öffnen und allen zu zeigen: Ja, so bin ich! So war ich! Und so will ich nicht mehr sein!
Obwohl es so befreiend sein könnte, seine Schwächen offen für jeden zeigen. Denn nur hier kann ein Neuanfang liegen.
Ich denke nicht, dass Rache und Strafe die richtige Antworten sind für die gesellschaftlichen Aufgaben, die vor uns liegen.
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