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Die Phasen der Erlösung Ich bin tatsächlich unfassbar froh, d | Anja Reiche #herzradikal

Die Phasen der Erlösung

Ich bin tatsächlich unfassbar froh, dass mein Weg so war wie er eben war. Ich bin so froh, dass ich bereits ganz individuell, im kleinen Rahmen quasi, den Weg in die Freiheit finden musste. Ich bin so froh, dass ich emotionalen Missbrauch und Narzissmus erlebt habe und dass ich den Ausweg finden "musste". Die Phasen, die ich im persönlichen Bereich durchlebt habe, erfahren wir gerade auf kollektiver Ebene. Mir hilft es enorm immer wieder meinen Weg anzuschauen und daraus Schlüsse zu ziehen, was da gerade auf der Welt los ist.

Anfangs, als kleines Kind, war es normal für mich, dass ich gehorsam bin, dass ich den Anweisungen von außen folge, dass meine Bedürfnisse immer untergeordnet wurden. Es war normal Leistung zu erbringen. Es war normal, dafür sorgen zu müssen, dass es den anderen gut geht. Es war normal daran schuld zu sein, wenn es anderen nicht gut geht. Prinzipiell ging es mir ja nicht schlecht. Materiell war ich bestens versorgt und es gab selbstverständlich ein kleines Maß an Freiheit, in dem ich mich bewegen konnte. Es war normal, dass mir gesagt wurde, dass ich doch nicht undankbar sein sollte, dass ich es doch gut hatte, viel besser als meine Eltern früher. Das ist wahr. Aber ist das das Maß der Dinge? Dass es andere schlechter hatten/haben?

Dann regte sich immer mehr Widerstand in mir. Ich hatte mehr und mehr das Gefühl, dass hier etwas schief läuft, dass da Dinge verzerrt werden, dass da mit zweierlei Maß gemessen wird, dass da Willkür herrscht, Ungerechtigkeit, dass da Tatsachen verdreht werden, dass Zusammenhänge falsch verknüpft werden. Mit Blicken, Worten, Andeutungen wurde Gehorsam gefordert. Jeder Versuch, den Dingen auf den Grund zu gehen und die Wahrheit herauszufinden, wurde durch Aggression, Vorwürfe und Killerphrasen im Keim erstickt. Logik und Transparenz waren nicht vorhanden. Nichts von dem, was ich anzweifelte, konnte mir schlüssig erklärt werden. Ich wurde verbal angegriffen für meine Dreistigkeit, für meine "blöde Art". Statt bei der Sache zu bleiben, wurde der Spieß umgedreht. Plötzlich ging es um mein Verhalten. Mir wurde gesagt, dass ich kalt und egoistisch bin, dass ich mich anstelle, dass ich schwierig bin, dass ich das Problem bin.

Ich habe gekämpft. Viele Jahre. Als Kind, als Jugendliche, als junge Erwachsene. Immer wieder gab es Streit. Immer hab ich den Kürzeren gezogen. Ich hatte das Spiel noch nicht verstanden, noch nicht begriffen, was da eigentlich lief.

Dann irgendwann kam mir "Narzissmus" zu Ohren. Ich las darüber und plötzlich fiel mir alles wie Schuppen von den Augen. Mit meiner Wahrnehmung war tatsächlich alles in Ordnung. Da lief ein krass destruktives Muster und ich war mittendrin. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie sehr die Groschen gefallen sind. Wie sehr ich geweint habe, vor Erleichterung, weil ich plötzlich wusste, dass mit mir alles in Ordnung war, dass ich mich eben nicht getäuscht habe bei dem Eindruck, dass da was grundlegend nicht stimmte. So viel konnte ich rückblickend neu betrachten und bewerten. So vieles stellte sich plötzlich als ganz anders heraus, als es bis dahin schien.

Dann kam die Phase in der ich all die anderen darüber aufklären wollte. Ich wollte es meinen Geschwistern klar machen, ihnen die Augen öffnen. Ich wollte es meinem Papa deutlich machen. Ich wollte es der Welt erzählen. Anderen helfen, die in ähnlichen Situationen sind und ihnen damit aufzeigen, was dahintersteckt, hinter all dem "Leid". Nun, jeder wacht in seinem Tempo auf und manche wollten es einfach nicht wahrhaben, dass ein Elternteil es eben nicht immer gut mit ihnen meint, sondern ganz andere Ziele verfolgt. Die Wahrheit tut manchmal extrem weh. Aber sie macht auch frei.

Natürlich habe ich auch versucht, meiner Mutter klar zu machen, was sie da eigentlich treibt und wie scheiße das für andere ist, dass das so nicht geht und dass sie doch anders sein müsste. Ihr könnt euch sicherlich denken, wie viel Sinn das Ganze hatte.

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