2022-02-19 13:19:04
Keiner der Personen des öffentlichen Lebens mit Migrationshintergrund, der heute an die Opfer von Hanau gedenkt, hat auch nur einmal in den letzten Jahren an die Opfer von Anis Amri gedacht. Keiner an den geköpften Samuel Paty. Niemand an das Massaker vom Bataclan.
Jedes Jahr habe ich als Deutsche selbstverständlich auch an Hanau gedacht und mein Mitgefühl ausgedrückt. Weil ich gegen jede Form von Hass bin und weil man uns als Deutschen genau diese Solidarität eintrichtert. Weil sie so wichtig für das Zusammengehörigkeitsgefühl in dieser multikulturellen Gesellschaft ist.
Aber warum kann ich jene Solidarität und Anteilnahme nicht von vielen meiner schwarzen und muslimischen Mitbürger erwartern? Warum sollen mir die Opfer von Hanau genauso viel wert wie die Opfer des Islamismus sein, wenn ihr euch umgekehrt immer nur zu Hanau äußert und über den Rest schweigt?
Trauer und Mitgefühl sind Emotionen, die man nicht erzwingen kann. Man hat sie oder nicht. Insofern mache ich niemandem einen Vorwurf. Man fühlt nun einmal mehr mit den Menschen mit, die einem kulturell näher stehen. Aber dann lasst uns doch bitte aufhören mit der Heuchelei, dass wir eine Gesellschaft seien, die in allem zusammensteht. Ihr trauert um „eure“ Opfer und sonst um niemanden. Wir würden gerne um „unsere“ Opfer trauern, trauern aber auch nur um “eure Opfer“, weil wir sonst als Nazis bezeichnet werden.
Ja, in der Trauer und Anteilnahme zeigt sich, wie wir alle wirklich zueinander stehen. Emotionen sprechen die Wahrheit aus, die sich keiner traut zu sagen. Egal wie viel Ideologie und Wunschdenken man darüber kippt. Am Ende sind es vor allem Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die nach Kriterien der kulturellen und ethnischen Nähe leben. Nach Kriterien, die man bei uns als Deutschen als Rassismus deklariert.
Diese Rosinenpickerei lasse ich nicht mehr durchgehen. Anteilnahme ist keine Einbahnstraße. Dann trauert eben jeder nur noch um „seine“ Leute. Das ist ja sowieso ganz im Sinne der rassistischen linken Identitätspolitik, die uns allen als Antirassismus verkauft wird.
5.9K viewsAnabel Schunke, 10:19