2022-07-26 01:58:43
Der Aronstab Verführer des Fliegen-Volks Auf Insekten, insbesondere Mücken und kleine Fliegen üben die Blüten eine unwiderstehliche Anziehung aus. Ein schweiß- und urinartiger Duft lockt sie. Dazu kommt Blütenwärme, die auf einem gesteigerten Stoffwechsel beruht. Bis zur 16°C über der Außentemperatur wurden im Blütenkessel bereits gemessen. Im Glauben, ein warmblütiges Wirtstier vor sich zu haben, landen die Insekten auf dem glatten Hüllblatt und rutschen in den Kessel, wo männliche Staub-Blüten und unterhalb die weiblichen Narben auf sie warteb. Hinaus können sie nicht mehr, denn der Ausgang wird wie bei einer Reuse durch einen Ring steifer Haare versperrt. So gefangen müssen sie hin und her krabbeln. Dabei nehmen Sie Pollen auf oder bestäuben die Narben. Erst, wenn die Befruchtung erfolgreich war, welken die Haare der Reuse, sodass die Insekten wieder fortfliegen können.
Eine derartig ungewöhnliche Pflanze ist selbstverständlich auch in der Zauberpflanze.
Am Himmelfahrtstag (wenn der Herr nach oben fährt) wurde die Wurzel als Liebeszaubermittel gesucht.
Für Burschen war sie Teil eines Zaubermittel, um Mädchen zu verführen. Die Mädchen selber legten eine Zehrwurzel in ihren Schuh und sprachen dazu den Spruch:
Zehrwurzkraut, ich ziehe dich in mein Schuh. Die Junggesellen, lauft mir alle zu!
Der Aronstab hat seit jeher die Fantasie der Menschen angeregt viele sahen in ihm das Köpfchen eines Wickel-Kindes, daher stammen Namen wie Hecken-Kindchen, Hecken-Püppchen oder auch Kindchen in der Wiege.
Andere sahen darin einen Trommelschlegel, einen Kerzenleuchter oder einen Drachenschwanz.
Fromme Christen hingegen deuteten den Kolben im Hüllblatt als Keule, mit der Christus gemartert wurde. In Oberbayern hieß die Pflanze daher Leidensblume. In den rot-bräunlichen Flecken auf den Blättern entdeckte man des Heilands Blutstropfen, der Haarkranz innerhalb des Kolbens erinnert an die Dornenkrone.
Der Name Aronstab bezieht sich auf den alttestamentarischen Hochpriester Aaron, dem Bruder Mose. Man glaubte, die Pflanze sei aus dem ergrünenden Stab entstanden, den Aaron in die Erde stieß.
Mancherorten weihte man die Blume, die sich gegen den Himmel öffnet, auch der Gottesmutter Maria.
Andere Menschen sahen darin einen Pfaffenpint oder Pfaffenrute, also einen Penis.
Früher war der Aronstab auch eine Heilpflanze. Roh genossen, ist sie zwar an allen Teilen giftig, aber bekocht kann man sehr gut essen.
Hildegard von Bingen nutzte auch den Aronstab, mit der Wärme des Weins gemischt, schwächt er die Kälte der Melancholie ab und stimmt das Gemüt der Menschen froh.
Quelle: Die Seele der Pflanzen - Wolf-Dieter Storl
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