2022-04-25 10:20:34
Auf Twitter ist eine kleine Diskussion um mein Statement entbrannt (https://twitter.com/nigromontanus_/status/1518136961889931265). Ich halte eine Präzisierung für angebracht:
Besser als ein Zwei-Stufen Modell (Freund-Feind) ist wahrscheinlich ein Drei-Stufen-Modell (Freund-Normie-Feind). Der Feind ist so zu behandeln wie oben im Originalpost dargestellt. Dem Normie ist im Wesentlichen die Offerte zu machen überzulaufen. 'Bekenn dich zu uns und du kannst auf Unterstützung hoffen, mit allen dazugehörenden Rechten und Pflichten. Verbleibe neutral und du bist Luft für uns.'
Auch wenn ich offenbar hin und wieder den Eindruck fanatischer Selbstbezogenheit erwecken mag, spricht hier nicht meine Verbohrtheit aus mir, sondern die Gewissheit, von nicht gefestigten Elementen dieser Gesellschaft sofort im Stich gelassen zu werden, sollte institutioneller Druck auf sie ausgeübt werden. Das ständige Buhlen um die Seele des leicht verführbaren Normie mag einem kurzfristig ein paar Wählerstimmen mehr einbringen, aber diese werden bei der erst besten Kontroverse wieder abgetragen. Da liegt ja gerade das Hauptproblem: Der Durchschnittsdeutsche identifiziert sich mit der Hauptgesellschaft auch dann noch, wenn diese von Menschen geführt wird, welche ihm aktiv schaden, woraus folgt, dass diesem Klientel von rechter Seite zuzuarbeiten letztlich das gegnerische Lager stärkt.
In meinen Augen liegt der Grundfehler in Nigromontanus Kritik genau hier, zu sehr auf den Normie zugehen zu wollen. Erstens wirken die meisten solcher Aktionen anbiedernd, unehrlich und knirschig (>Buntes Trier, nicht mit mir< als besonders grauenhaftes Beispiel), zweitens sind die Bünde, die ohne Forderungen geschlossen werden - wie oben beschrieben - schwach und drittens ist Harvard nicht begehrt, weil die jeden nehmen. Aus Exklusivität kann langfristig Attraktivität als Ressource kultiviert werden, aber das setzt nun mal ein Gewisses Maß an Fokussierung auf sich selbst voraus. Natürlich müsste mehr angeboten werden, aber wer kein Geld hat, der braucht dafür nunmal Zeit.
Unter Missionaren galt die Weisheit: Niemand kann bekehrt werden, der sein Herz nicht bereits für Gott geöffnet hat. Vielleicht stimmt das nicht ganz, aber es ist definitiv einfacher jemanden in der Kirche zu halten, der sie aus eigenem Antrieb, aus seelischer Not betrat, als jemand der wegen der Gratisdonuts kam.
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