Du kommst von der Arbeit müde und hungrig nach Hause. Du wäsc | Psychologie für Männer | Beiträge und Übersetzungen von Ilja Potrebitsch

Du kommst von der Arbeit müde und hungrig nach Hause.
Du wäschst deine Hände.
Du gehst in die Küche und siehst, wie deine geliebte Frau zu Tisch deckt. Es sieht alles so lecker aus und riecht dementsprechend, wie immer halt. Diesmal hat sie sogar an das Auge mitgedacht und hat die Speisen wie in einem edlen Restaurant schön angerichtet.
"Ist das alles für mich? Sie hat sich für mich so viel Mühe gemacht?" - denkst du dir und fragst dich, ob heute irgendein besonderer Tag ist. Du versuchst dich zu erinnern, ob du irgendetwas ausgelassen hast, ob du irgendeinen Anlass vergessen hast. Es scheint nicht so. "Heute ist eigentlich ein ganz normaler Tag."
"Sie liebt mich halt. Sie hat sich bestimmt an all die Taten zurückerinnert, welche ich für sie mal gemeistert habe. Sie möchte mir auf diese Weise ihre Dankbarkeit zeigen. Ich bin etwas Besonderes für meine Frau. Ich bin toll! Und meine Frau ist soooo fürsorglich! Ich habe so ein großes Glück, diese Frau bekommen zu haben!" - schießen Gedanken durch deinen Kopf.

Du setzt dich an den Tisch. Es wirkt fast schon unheimlich, weil du es nicht gewohnt bist, so verwöhnt und bedient zu werden. Du nimmst die Gabel und das Messer in die Hände. Das Wasser kommt in deinem Munde zusammen. Endlich kannst du es kosten. Gleich wird dein Gaumen dir ein "Danke" sagen. Doch auf einmal hörst du eine weibliche Stimme, welche dich zurück in die Realität holt:
"Schaaaatz, jetzt warte doch mal. Ich muss zuerst ein Foto für Instagram und für meine Eltern machen, bevor du die ganze Dekoration zerstörst. Siehst du denn nicht, wie schön ich es angerichtet habe?"
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Kommt euch die Situation bekannt vor? Wie fühlt es sich an?

Bevor ihr mit einer Frau zusammenkommt und als Paar lebt, vergewissert euch, dass sie euch liebt, denn es besteht Verwechslungsgefahr zwischen der aufrichtigen Liebe zu einem Mann und der Liebe aus Eitelkeit.
Das Speisen am Tisch ist etwas Intimes in einer Beziehung. Deine Frau gibt nun der Öffentlichkeit preis, was du gleich zu essen bekommst, bevor du es überhaupt probiert hast. Fühlt man sich da nicht wie ein Versuchskaninchen? Wie ein Mensch zweiter Sorte? Liebt die Frau dich oder eher sich selbst? Nach dem Motto: "Warte mal, Schatz, zuerst müssen andere Menschen dein Essen sehen und bewerten, bevor du es isst. Zuerst müssen andere Menschen meine Mühe bewerten. Du bist mir eigentlich egal."
Es ist das Gleiche, wie wenn ein Mann für seine Frau eine schöne Unterwäsche kauft, doch bevor er ihr sie schenkt, postet er erstmal ein Foto davon für die Öffentlichkeit. "Schaut mal, was für geile Unterwäsche ich für meine Frau gekauft habe. Bin ich nicht ein toller Typ?"
Intimität bleibt dabei auf der Strecke. In dieser Beziehung prickelt es nicht mehr.
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@ilja_potrebitsch