2021-11-29 21:25:11
Das Robert Koch-Instituts im Nationalsozialismus:
Stellungnahme Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jörg Hacker, Präsident des Robert Koch-Instituts
Die Führungsriege, das heißt der Institutsdirektor und die Abteilungsvorsteher, wurden zwischen 1933 und 1937 fast vollständig ausgetauscht... am Ende waren neben dem Direktor fast alle Abteilungsleiter in der Partei.
Es waren nicht nur Einzelne
Durch das Forschungsprojekt ist klar geworden: es waren im RKI nicht nur einzelne Wissenschaftler, die moralische Grenzen überschritten haben.
Es waren nicht nur Einzelne, die abscheuliche Menschenversuche zum Beispiel mit Impfstoffen durchgeführt haben, vor allem an Patienten und KZ-Häftlingen. Es waren nicht nur Einzelne, die renommierte Wissenschaftler entlassen haben oder die Entlassung ihrer Kollegen widerspruchslos hinnahmen. Es waren nicht nur Einzelne, die schlechte Wissenschaft gemacht haben und alle moralischen Schranken eingerissen haben. Es war auch nicht nur die Institutsleitung, die das RKI auf die Linie des Regimes brachte.
Fast alle haben mitgemacht oder geschwiegen.
Für das Übertreten humanistischer Grundsätze, für die Verletzung der Würde und der körperlichen Unversehrtheit gibt es zu keiner Zeit der Welt eine Rechtfertigung, auch wenn die Mehrheit ein solches Verhalten toleriert oder gar fordert.
Die wichtigste Lehre aus dieser Zeit: jeder Einzelne, innerhalb wie außerhalb des Instituts, kann und muss Rückgrat beweisen. Diskriminierung und emotionale Verrohung, Schutz von Tätern oder eine Unterscheidung in wertvolle und weniger wertvolle Menschen dürfen wir nie hinnehmen.
@Kesselbunte
https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressetermine/presse_rki_ns_Stellungnahme.html
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