2019-11-09 06:16:24
Volkstroi - Die Weisse (4/4)
Peitschend ziehen dann die einsetzenden Saiteninstrumente den Hörer wieder aus seiner Imagination heraus und konfrontieren ihn mit dem Lied
Heiliger Eid. Selbiger wurde in vielen Epochen ausgesprochen, auch vor 80 Jahren sollen diverse Männer ihn in der einen oder anderen Situation von sich gegeben haben. Wieder schaffen es
Volkstroi, ein Bild zu erzeugen, was durch seine innewohnende Subtilität nicht einfach als Hetze oder Propaganda ausgemacht werden kann. Die Jungs können es einfach!
Das nächste Highlight stellt für mich
Naturgewalten dar. Ein klasse Song, der einem noch mal verdeutlicht, was für kleine Atome wir im Vergleich zur Natur doch sind. Und am Ende wird die Natur gegen Mensch und Tier obsiegen. Ja, ich schreibe bewusst gegen Mensch und Tier, denn wir werden die Zeche eines schönen Tages zahlen. Ob das dann eine Genugtuung für mich wäre, wenn irgendwelche Gretels von einem Tsunami erfasst werden würden, verneine ich vehement. Aber irgendwann wird der Mensch die Quittung vorgesetzt bekommen, nicht wegen CO2 und dem ganzen Quark. Ich bin der Ansicht, dass eine Reinigung und ein Reset auf Null durchaus sinnvoll sein könnte. Das Lied lebt vom Gesang, einfach überragend, mit welcher Kraft und Intensität die mahnenden Worte hinausgeschrien werden. Ein besonderes Lied, gerade weil es die Nichtigkeit des Menschen in seiner ihm anhaftenden Arroganz gegenüber den Naturgewalten in treffender Art und Weise beschreibt. Alle Daumen hoch!
Die Gehilfen sind dann wieder ein Wunder der Ambivalenz. Ein eher freundlicher Melodiebogen entspringt den Lautsprecherboxen, doch ist das Thema eher von ernster Natur. Schließlich sind die Gehilfen die Steigbügelhalter für diverse Aktionen, die einem menschlichen Körper physischen Schaden zufügen können. Messer, Bajonett, Stilett. Sucht Euch was aus, alles ist erlaubt! Tolle Nummer, die am Ende richtig aufs Gaspedal drückt und mit Vehemenz den Hörer entrückt zurücklässt. So muss das sein!
Und schon sind wir am
Ende angekommen, der Name ist Programm. Wieder wird ein Instrumental dargeboten, das als Spezialität einen Melodieteil des Liedes
Vater Odin vom schwarzen Album umreißt und in etwas langsamerer Form, aber genau so eindringlich die Noten präsentiert. Ganz großes "Finish", sodass man umgehend die Play-Taste erneut drücken möchte, wenn...
...es da nicht noch einen "Hidden-Track", wie es im Neusprech wohl heißt, gäbe. Dieser
Bonus wird von einem tief gestimmten Basslauf eingeführt, bevor dann wieder ein Bruch eintritt und die Gitarre aufspielen darf. Am Ende des Intermezzos sind dann alle Instrumente wieder vereint und führen das Lied voran, der Sänger stimmt ein und drückend wird die Beziehung zwischen seinem virtuellen Ich und einer Domina beschrieben, was als etwas schlüpfrig bezeichnet werden könnte. Aber
Volkstroi sind weit entfernt von irgendeinem Schmuddel-Softporno-Schund, sondern wissen mit ihrem Können selbst solche Themen seriös und nicht abstoßend rüberzubringen. Klasse! Normalerweise schalte ich bei solchen Liedern ab oder skippe, aber hier bleibe ich dran. Einfach zu guter Scheiß! Um es mal ganz stumpf zu formulieren!
Fazit: Damals auf
PC Records erschienen, ist das gute Stück selbst heute noch ein absolut herausragendes Album! Wer es noch nicht hat, sollte umgehend die Shops aufsuchen und selbiges in den Einkaufskorb legen. Es ist jeden Pfennig wert. Was hatte ich mich 2017 über die Jahreswertungen geärgert, dass ich mit meiner Meinung ziemlich auf verlorenem Posten stand. Irgendwo auf Platz 20 in den Listen trudelte dieses Machwerk ein. Für mich völlig unverständlich, sodass ich nun den Platz nutze, um diesen Geniestreich ausführlich und angemessen zu würdigen. Es ist mir ein inneres Bedürfnis gewesen, ihr müsst es leider hinnehmen und meine Lobpreisungen ertragen. Pech gehabt! Trotzdem vielen Dank fürs Lesen!
Anspieltipps: Scharfschütze,
Naturgewalten,
Klick Klack
Wertung: 9,5/10
turbotimo
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