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E-Mail-Rundbrief der Freilerner-Solidargemeinschaft - Januar 2 | ® INFO SACHSEN-ANHALT

E-Mail-Rundbrief der Freilerner-Solidargemeinschaft - Januar 2022
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Liebe Freunde und Förderer der Bildungsfreiheit,

aktuell erreichte uns ein Unterstützungsantrag einer Familie, der die Kinder durch das Jugendamt entzogen wurden. Hier war es schon schwierig, den Weg der Selbstbestimmten Bildung zu gehen, weil die - getrennt lebenden - Eltern sich diesbezüglich nicht einig sind. Der Auslöser für den Kindesentzug war aber ein anderer: Das Jugendamt sah das Kindeswohl unter anderem aufgrund der Argumentation der Mutter, die sich an der so genannten Reichsbürgerideologie orientiere, gefährdet. Ich benutze den Begriff hier ganz bewusst, denn auch, wenn das Spektrum dieser Gruppe groß ist und Schubladendenken sicher auch nicht gut, so stammten die Argumente eben klar aus deren Kernaussagen. Die Mutter ließ sich vollkommen vereinnahmen, setzte sämtliche Ratschläge vollständig um und glaubte dem Versprechen, dass sie auf diesem Weg "gewinnen" würde.

Die entsprechenden Argumentationslinien sind nicht neu, begegneten uns in den letzten zwei Jahren jedoch zunehmend auch in den Kreisen der an Selbstbestimmter Bildung interessierten Familien.

Es geht vor allem um die Behauptungen, die Bundesrepublik Deutschland würde als Staat nicht existieren (Stichwort „BRD-GmbH“), Bundesgesetze seien ungültig, Behörden seien nicht handlungsfähig, in Rechtsfragen würden (daher) nur das See- und Handelsrecht (oder irgendwelche anderen internationalen oder früheren Rechtsnormen) greifen.

Ich möchte diese Ideen hier nicht diskutieren. Mir ist es jedoch wichtig darauf hinzuweisen, dass sie gefährlich sind, weil sie zum einen, wie in oben genanntem Fall, schlimme Folgen für die jeweiligen Familien haben können. Ämter, Behörden, Gerichte und Staatsorgane sind (meiner Ansicht nach: zurecht) von ihrer eigenen Legitimation überzeugt, sie sind handlungsfähig und sie werden auch handeln. Zum anderen haben diese Argumente in meinen Augen auch nichts mit unserem Thema - der Selbstbestimmten Bildung - zu tun. Bei dieser geht es gerade darum, sich, bei aller notwendigen Kritik, in die Gesellschaft zu integrieren, nicht sich komplett von ihr abzuwenden. Eine Ideologie, die einen Staat samt seiner Rechtsprechung et cetera für nicht existent erklärt, negiert dies vollkommen. Unsere juristischen Argumente, die bereits kleine Erfolge mit sich gebracht haben, basieren auf dem deutschen Rechtssystem und gehen von der Existenz der Bundesrepublik aus. Das Berufen auf Ideen aus dem Reichsbürgerspektrum kann diese Erfolge für uns zunichtemachen, indem wir zunehmend dieser Bewegung zugerechnet werden. Ihr schadet damit unter Umständen also nicht nur euren Familien, sondern auch unserer Sache.

Zudem frage ich mich ernsthaft, ob Familien, die ihre Kinder einer so starken Ideologie aussetzen, wirklich fähig sind, ihnen echte Selbstbestimmte Bildung zu gewähren. In letzterem Fall müsste den jungen Menschen ja die Möglichkeit gegeben werden, alle Seiten zu betrachten, eigene Erfahrungen zu machen und sich eventuell auch eine andere Meinung zu bilden als die, der ihre Gruppe anhängt.

Mich macht die Art und Weise der Menschen, die im Sinne der Staatsleugung (also zum Beispiel der alleinigen Anwendung von See- und Handelsrecht) beraten und argumentieren, sehr wütend. Diese Berater locken mit dem Versprechen, dass ihr Weg den Familien zum Beispiel zu einem schulfreien Leben (oder anderen Zielen) verhilft und nehmen dabei bereitwillig deren Unglück in Kauf, wenn das dann (erwartungsgemäß!) nicht funktioniert. Hier steht ihre Ideologie, nicht das Wohl der hilfesuchenden Familien im Vordergrund. Im obigen Fall hat nun ein erfahrener Anwalt übernommen und versucht, den Kindesentzug rückgängig zu machen. Die Familie wird das mehrere Tausend Euro, viel Kraft und viele Tränen kosten. Der Schaden, sowohl für die Familie als auch für die Sache der Selbstbestimmten Bildung, ist und bleibt angerichtet.