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Wir verbinden unsere tägliche Arbeit in der Regel immer mit ei | Der perfekte Sturm

Wir verbinden unsere tägliche Arbeit in der Regel immer mit einem Beruf. In der Schule bereiten wir uns auf das Berufsleben vor. Es scheint so, als wäre dies beinahe der wichtigste Teil unseres Lebens, die zentrale Rolle unseres Daseins. Wir sprechen auch davon, unsere Berufung leben zu können. In einer der vielen Bedeutungsebenen des Wortes verstehen wir unter Berufung ein höheres Wirken, etwas, was man unbedingt tun muß und möchte.



Im „Handwörterbuch der deutschen Sprache“ von 1833 lesen wir für das Tätigkeitswort berufen

folgende Herleitungen und Bedeutungen heraus: „jm. zu etwas rufen, einladen“, z. B. „die Gemeinde zusammenrufen“, besonders „einen zu einem Amte ernennen“, daher überhaupt „jm. zu etwas bestimmen“; jm. berufen (zu einer Aufgabe): „einen Beruf dazu habend“, „dazu bestimmt“; auch: „in gutem oder besonders bösem Ruf stehend“; außerdem: „mit Worten bezaubern, beschreien (z. B. ein Kind)“.



Ebenfalls im Wörterbuch von 1833 aufgeführt: sich auf etw. berufen, Tätigkeitswort: „es als Zeugnis, Entschuldigung, Beweis anführen“; Berufung, die, Hauptwort: „der Ruf zu etwas (z. B. zu einem Amte)“; auch „die Berufung auf etwas“; Beruf, der, Hauptwort: „das Berufen zu einem Amte“, „Amtspflicht“ („mein Beruf erfordert es“); im Wörterbuch abschließend und bemerkenswerterweise erwähnt: „der innere Trieb, Beweggrund, die Neigung zu etwas“, „Beruf zu etwas empfinden“.



So wurde die Berufung bereits 1833 als etwas verstanden, das einem „inneren Trieb“, einer „inneren Bestimmung“ entspricht, einer „angeborenen inneren Neigung“. Heute nicht mehr gebräuchlich, aber ursprünglich vorgesehen, die aufgeführte Wendung „einen Beruf zu etwas empfinden“.



„Ob berufen du sei’st, zu wirken in Diesem und Jenem? —
Fühlst du zu Gutem den Drang, folge dem innern Beruf!“



(Johann Jakob Schnerr (1788–1860), Dichter, Herausgeber, Lehrer, Zitat aus dem 19. Jhd.)



Heute zeigt dieses Wort im allgemeinen Sprachgebrauch laut Duden eine Vielzahl an weiteren Gebrauchsmöglichkeiten in recht unterschiedlichem Sinn, die der Verwendung des Wortes in seiner Bedeutung als sinnstiftende, höhere Tätigkeit eher abträglich erscheint (und sie verwässert):



sinnstiftende Tätigkeit: besonderer Drang, einer Aufgabe nachzugehen mit ureigener Befähigung, die jemand in sich fühlt, wie „seine Berufung als Schauspieler“, „ihre Berufung als Künstlerin“;
beruflich: die Gelegenheit oder das Angebot, ein wissenschaftliches, künstlerisches oder politisches Amt zu bekleiden: „eine Berufung an ein Theater erhalten“, „die Berufung an einen Lehrstuhl erhalten“, „eine Berufung annehmen oder ablehnen“ (Bedeutung mit „Aufforderung, Ladung“);
in historischen Betrachtungen gebräuchlich: die Berufung des Reichstags oder der Stände als Einladung oder Aufforderung zum Kommen und Zusammentreffen;
bürokratisch / verwaltungstechnisch: „unter Berufung auf Ihr letztes Schreiben“, „unter Berufung auf die vorliegenden Verträge“; hier im Sinne von „das Sichberufen auf jemanden, etwas“; Bezugnahme auf etwas zur Stärkung der eigenen Haltung, Vorgehensweise;
bei Gericht / Rechtssprache: Einspruch oder Einwand gegen ein Urteil – „Berufung (gegen ein Urteil) einlegen“, „in Berufung gehen“ oder „die Berufung wurde zurückgewiesen“;
norddeutscher Raum: in der Bedeutung eines Tadels oder Verweises, wie „eine Berufung wegen schlechten Betragens erhalten“;



„1. Zur Arbeit winkt mir mein Beruf;
Du, dessen Güte mir
die Kraft’ in Seel’ und Gliedern schuf,
begonnen sei mit Dir!

2. O, stärke mich zu munterm Fleiß;
Gib Lust und Kraft dazu!
Zum Nutzen mir und Dir zum Preis
gedeihe, was ich tu’!

3. Herr, ohne Dich ist kein Gedeih’n,
vergeblich Müh’ und Schweiß.
Laß Deinen Segen mit mir sein!
Dann wuchert mir mein Fleiß.

4. Gefahr für Leib und Seele droht
der träge Müßiggang.
Zur Arbeit rief uns Dein Gebot;
Sei’s Liebe denn, nicht Zwang!

5. O daß, vom Joch der Trägheit frei,
mein Fleiß auch ändern gern
zum Nutzen, nie zum Schaden sei!
So dien’ ich Dir, dem Herrn.“



(Carl Bernhard Garve (1763–1841), evangelischer Theologe und Kirchenlieddichter,