2021-11-16 14:43:16
Heute, am 16. November, ist der Internationale Tag der Toleranz. Mit diesem 1995 ins Leben gerufenen Aktionstag betonen die 185 Mitgliedsstaaten der UNESCO die Notwendigkeit von Toleranz für den weltweiten Frieden und die wirtschaftliche bzw. soziale Entwicklung der Völker.
Dieser Tag soll Problembewusstsein in der Öffentlichkeit wecken, die Gefahren der Intoleranz deutlich machen und diesen Gefahren entgegenwirken.
Der Duden definiert das Verb "tolerieren" als "dulden, zulassen, gelten lassen (obwohl es nicht den eigenen Vorstellungen o. Ä. entspricht)". Darüber hinaus steht Toleranz ebenso für Rücksichtnahme, Großzügigkeit und Aufgeschlossenheit. Ein Begriff also, der viel bedeuten kann und der den Menschen, die diesen Tag heute feiern, versuchen sollte beizubringen, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Allerdings steht der Begriff Toleranz für mein Empfinden ab einem gewissen Punkt in einem Zielkonflikt mit dem Begriff der Solidarität. Das Adjektiv "solidarisch" wird vom Duden definiert als "mit jemandem übereinstimmend und für ihn einstehend, eintretend", sowie als "gemeinsam verantwortlich; gegenseitig verpflichtet".
Natürlich kann ich andere Menschen als unsolidarisch bezeichnen, weil sich diese in meinen Augen als verantwortungslos gegenüber Dritten oder gegenüber der Gesellschaft verhalten. Ich darf mich in diesem Moment jedoch auch nicht über den Einwand der Intoleranz beschweren, weil ich etwas nicht dulden möchte, was nicht meinen eigenen (Wert-)Vorstellungen entspricht.
Ich wünsche mir am heutigen Tag der Toleranz, dass wir GEMEINSAM den Zielkonflikt zwischen Toleranz und Solidarität überwinden und zeigen, dass sich beide Begriffe nicht gegenseitig einschränken.
Ich wünsche mir, dass JEDER - egal wie er zu den Geschehnissen der letzten 20 Monate und den aktuellen politischen Diskussionen und Tendenzen steht - in sich geht und sich die Frage stellt, wie die Welt aussehen soll in der er künftig leben möchte, und in der vor allem unsere Kinder leben sollen.
Ich wünsche mir, dass JEDER erkennt, dass er aus seiner Komfortzone herauskommen und sich selbst und sein eigenes Verhalten hinterfragen muss. Dass JEDER versucht die Sicht eines Anderen einzunehmen, dessen Stimmungen und Ängste nachzuempfinden, ein paar Schritte in dessen Schuhen zu laufen und sich hinterfragt, ob diese Stimmungen und Ängste tatsächlich weniger "wert" sein sollen als die eigenen.
Ich wünsche mir, dass JEDER erkennt, dass wir nur GEMEINSAM aus dieser schweren Zeit wieder herauskommen - und zwar mit offenen Augen und Ohren, aber vor allem mit offenem Herzen, und nicht mit aufeinander gerichteten schweren Geschützen.
Ich wünsche mir, dass JEDER erkennt, dass er Mensch ist und durch sein eigenes Verhalten zum Menschsein für sich und in dieser Gesellschaft beiträgt.
"Leben und leben lassen" muss sich in keinster Weise gegenseitig ausschließen - auch nicht in diesen Zeiten.
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