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Niederkaina, ein Dorf nordöstlich von Bautzen am 22. April 194 | 🎼Aria🎼

Niederkaina, ein Dorf nordöstlich von Bautzen am 22. April 1945: In einer Scheune auf dem Gut des Majors von Lobenstein haben sich fast 200 gefangengenommene Volkssturmmänner für die Nacht eingerichtet. Das große Scheunentor ist verschlossen, ebenso der hintere Ausgang. Auf dem Hof die Bewacher: junge Soldaten des polnischen Heeres unter dem Kommando eines Sergeanten der 1. Ukrainischen Front.
Über einem Feuer hängt ein Kessel, in dem sie sich ihre karge Mahlzeit zubereiten. Für die Volkssturmmänner in der Scheune ist der Krieg nach zwei oder drei Monaten zu Ende.
Die Optimisten sehen sich bald wieder bei ihren Familien. Ihnen dürfte "Sibirien" erspart bleiben. Ihre Einheit hatte sich in der Nähe der Strafanstalt ("Gelbes Elend") ergeben müssen, weil sie - schlecht bewaffnet - gegen den Ansturm der Sowjets keine Chance hatten.
Für die meisten ist zwar der Krieg ohnehin verloren, aber der Widerstand gegen den Ansturm der "Bolschewisten" war ihnen patriotische Pflicht.
Was sie an diesem Spätnachmittag des 22. April nicht ahnen: Deutsche Verbände haben die durchgebrochenen gegnerischen Einheiten nahezu eingekreist. Nur wenigen Truppenteilen wird der Ausbruch gelingen. Und Gefangene sind dabei ein lästiger Ballast. Auf den Hof knattert ein Krad mit einem sowjetischen Offizier auf dem Sozius. Hektische Befehle, unverständlich für die Späher an den Scheunenluken, tönen über den Hof. Der Offizier zeigt auf das Feuer unter dem Kessel. Die Aufbruchsvorbereitungen auf dem Hof beunruhigen die Männer in der Scheune, zumal außerdem unweit von ihrem Standort Geschützdonner einsetzt.
Plötzlich zieht eine Qualmfahne über die Köpfe. Kurz danach knistert in einer Ecke Feuer. Rasend frißt es sich durch das trockene Stroh. Durch eine Öffnung im Giebel fliegt ein brennender Bezinkanister. Der Qualm beißt in den Augen, die Männer drängen sich in panischer Angst auf die noch rauch- und feuerfreie Scheunenseite. Einer schleppt einen Balken heran, andere fassen zu und versuchen, die hintere Scheunentür aufzurammen. Das gelingt. Nach Luft japsend gelangen einige wenige nach draußen. Sie werden von Salven aus Maschinenpistolen niedergemäht. Inzwischen schlagen die Flammen aus dem Dach. Die furchtbaren Schreie aus der Scheune verebben nach und nach in wenigen Minuten. Nur zwei der Ausgebrochenen überleben das Massaker. Die Täter machen sich über die Felder Richtung Nordosten davon.
So oder ähnlich könnte es sich abgespielt haben. Die zumeist völlig verkohlten Leichen sind später nicht zu identifizieren, denn für den Volkssturm waren in den letzten Monaten des Krieges keine sogenannten "Hundemarken" ausgegeben worden.

Unzählige Kriegshandlungen, schwere
Kampftage, zahllose Kriegsverbrechen, Überfüllte Städte durch Vertriebende aus den Ostgebieten. Alltag in den Endzügen des zweiten Weltkriegs.