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Wer stellt sich jetzt - trotz bester ABSICHTEN - heraus als Me | Weiterdenken-Marburg

Wer stellt sich jetzt - trotz bester ABSICHTEN - heraus als Menschenverächter, Verharmloser und Relativierer, der für seine egoistische billige Moral, Denkfaulheit, Feigheit und Bequemlichkeit genau die ALLERschwächsten und SCHUTZLOSESTEN (darum Schutzbefohlenen) hat über die Klinge springen lassen?

Es geht nicht um Fingerzeigen und Recht Haben, dass man nun fragen muss: Wer hat alles mitgemacht? Wer hat durch Schweigen zugestimmt?

Hier muss jeder maximal wahrhaftig und radikal schonungslos in den ganz persönlichen Reflexionsprozess, ebenso brauchen wir eine kollektive Aufarbeitung - wir können es uns nicht leisten, uns hier in unseren Befindlichkeiten zu schonen.

Warum? Aus genau dem Grund, den Marie Luise Knott in ihrem Essay zu Hannah Arendts Vortrag "Was heißt persönliche Verantwortung in einer Diktatur?" in Bezug auf vergangene Menschheitsverbrechen sehr prägnant auf den Punkt bringt: "Wir urteilen über Vergangenes, nicht um recht zu haben, sondern um - aus den Verstrickungen der Zeit befreit - die Dinge für die Zukunft zu bedenken." (S. 77, Piper, 2022)

I) Warum wollen wir, dass sich bestimmte Ereignisse nicht wiederholen, und worum genau handelte es sich bei diesen Ereignissen?
II) Welche Gründe führten ursächlich zu diesen Ereignissen?
III) Was dürfen wir nie wiederholen/müssen wir immer anders machen, wenn diese Gründe nicht wieder eintreten können sollen?

Dieses schonungslose, mündige und kritisch aufgeklärte Urteil dürfen wir uns nicht aus "Feigheit und Faulheit" (I.Kant) ersparen - fehlgeleitete und selbstgerechte Rücksicht auf subjektive Befindlichkeiten verbieten sich. Dieser Anspruch kostet praktisch umso mehr Überwindung als klar ist, dass eine radikale Analyse schlussendlich immer bei den handelnden Menschen selbst enden wird. Und dass bei einem verheerenden kollektiven Irrtum die meisten sich als objektiv mitverantwortlicher Teil des Desasters annehmen müssen - ganz gleich, was für Absichten man mit seinem Handeln verfolgte.

Es ist nicht sadomasochistische "Selbstbezichtigung" sondern echte persönliche Verantwortung, die diese Zumutung erforderlich macht. Es ist die Vernunfteinsicht in die Notwendigkeit, sich dieses konstruktive Urteil für die reale Möglichkeit einer besseren Zukunft nicht zu ersparen - auch wenn es kurzfristig schmerzhaft ist und Überwindung erfordert. Aber ist es nicht eben diese schonungslos wahrhaftige Selbsterkenntnis, die es uns erlaubt, unsere Fehler zu verstehen und aus ihnen zu lernen, um sie im Sinn einer besseren Zukunft nicht zu wiederholen? Nur so können wir uns selbst befreien und den verhängnisvollen Kreislauf der geschichtlichen Determination durchbrechen:

"Wir sind nicht hoffnungslose Idioten der Geschichte, die unfähig sind, ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen!" (R. Dutschke, 1967)
Gabriel