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Die Umwertung des germanischen Brauchtums durch die Missionier | WEDEN & ASATRU Archivarium

Die Umwertung des germanischen Brauchtums durch die Missionierung

"Als die neue Lehre über den germanischen Raum kam, mußte sie, um sich zu behaupten, nicht nur den alten Glauben, sondern auch die durch ihn bedingte Kultur und das aus ihr gewachsene arteigene Brauchtum verdrängen. Das hat sie rücksichtslos und unter Anwendung von Gewaltmitteln getan.

Die germanischen Kultstätten wurden schonungslos verwüstet, was verhältnismäßig leicht war, da die germanische Kultur in der Hauptsache eine schnell vergängliche Holzkultur war: Karl der Große zerstörte die Irminsul, Bonifatius fällte die Donareiche, Ludwig der Fromme verbrannte später das gesamte ihm erreichbare germanische Schrifttum usw. So besitzen wir leider nur noch wenig, was in unserem Lande an alten Kulturzeugen bewundernswert wäre, wie das etwa in Griechenland, Ägypten und Indien der Fall ist.

Nicht so leicht war die Beseitigung der germanischen Sitten und Gebräuche, weshalb sich hierin noch manches erhalten konnte. Zwar versuchte man auch hier durch Massenvertreibung, Gesetze, Verbote und strenge Strafandrohungen eine Abkehr herbeizuführen, wie etwa die blutigen, die Fortsetzung fast aller überkommenen Bräuche mit Todesstrafe bedrohenden "Paderborner Capitularien" Karls des Großen (wahrscheinlich aus dem Jahre 777) beweisen, jedoch zeigte sich bald, daß mit Gewalt wenig auszurichten war. Dieses Brauchtum war materiell unangreifbar. Ihm war mit Feuer und Schwert nicht beizukommen, denn es wohnte in den Herzen der Menschen. Es blieb lebendig trotz aller Bekehrungsversuche und wurde von Generation zu Generation weitergegeben. - Die neue Lehre mußte daher andere Mittel ersinnen, wollte sie seine Entkräftung herbeiführen.

Mit psychologischem Weitblick und großer Zielstrebigkeit wurden zu diesem Zwecke von den Päpsten der Bekehrungszeit immer wieder folgende zwei Methoden gefordert und angewandt: Entweder sollten die Missionare und ihre Nachfolger die germanischen Bräuche umwerten, in dem sie diese zunächst scheinbar übernahmen, sie dann aber durch irgendeine herbeigezogene christliche Parallelsetzung verchristeten und sie so nach Verschleierung ihres ursprünglichen Sinnes in die christliche Lehre einschleusten. - oder aber, wo dieses Rezept nicht anwendbar war, sollten sie den Brauch abwerten und unpopulär machen, indem sie seinen Sinn mit irgendeiner christlichen Motivierung ins Gegenteil verkehrten."

- Wilhelm Scholz.
Armanen Verlag, 2004.