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2. Der Osten der DRK sei der gefährlichste Ort für Frauen wege | Nachrichten von Gestern und Heute

2. Der Osten der DRK sei der gefährlichste Ort für Frauen wegen Vergewaltigungen und sexualisierter Gewalt (214). Autesserre wirft den westlichen Medien und Regierungen vor, einen viel zu großen Fokus auf sexualisierte Gewalt zu legen. Dadurch würden die anderen Formen der Gewalt in den Hintergrund gedrängt: Tötungen, Zwangsarbeit, Kindersoldaten und Folter (215). Natürlich sind Vergewaltigungen als Kriegswaffe eine der grausamsten Seiten des Krieges: Sie umfassen Folter, eine spätere Stigmatisierung der vergewaltigten Frauen und im Falle einer Schwangerschaft sogar die Verschärfung generationeller Konflikte. Laut dem US-amerikanischen Journalisten Howard French bedient dieser Fokus auf Vergewaltigungen aber auch das Stereotyp Afrikas als eines wilden Horror-Kontinents, auf dem die nächste Eskalation nur darauf wartet, entzündet zu werden.
Aus meiner eigenen Lektüre von Artikeln internationaler Medien zum Konflikt im Osten der DRK würde ich persönlich ein anderes Bild zu diesem Thema zeichnen: Der überwiegende Teil der Artikel beinhaltet keinen Schwerpunkt auf sexualisierte Gewalt. Andererseits ließt nicht jeder diese Artikel. Ich behaupte, dass der Konflikt im Osten der DRK in den letzten Jahren die größte Aufmerksamkeit erlangte, als Denis Mukwege 2018 den Friedensnobelpreis verliehen bekam. Mukwege ist als Chirurg des Panzi-Hospitals in Süd-Kivu Spezialist für die Behandlung von Frauen, die sexualisierte Gewalt oder Vergewaltigungen erfahren haben. Autesserre kritisiert, dass in Folge dieser Fokussierung ausländische Hilfe eher für die medizinische Behandlung der Frauen kommt. Andere vulnerable Gruppen (21620) und Themen wie Armut, Landkonflikte, Polizeigewalt, schwache Justizsysteme, Sicherheit und repressive Geschlechternormen (217) würden so vernachlässigt. Der Fokus auf vergewaltigte Frauen sei sogar kontraproduktiv, weil er die 4-10% vergewaltigte Männer verdränge, die ihr Trauma der Vergewaltigung im Laufe ihres Lebens wahrscheinlicher weitergäben, weil sie keine Hilfe bekämen (217).
3. Eine stärkere Kontrolle durch den Staat sei die Lösung, um die bewaffneten Konflikte im Osten der DRK zu lösen. Diese Annahme beruht einerseits auf der Gewohnheit heutiger Diplomatie, zwischen Staaten zu vermitteln, andererseits auf der Mythe, „Nation-Building“, also die Entwicklung stabiler staatlicher Institutionen, könne durch Gesetze Konflikte unter seine Kontrolle bringen (218). Aber da staatliche Vertreter bereits in den Konflikt involviert sind, bedeutet das, dass durch mehr Staats-Kontrolle einige Konflikt-Teilnehmer von anderen Konflikt-Teilnehmern kriminalisiert werden, der Konflikt also auf einer anderen Ebene weitergeführt wird: staatliche Repression. Laut Autesserre ist das Hauptproblem an diesem Ansatz, dass staatliche Institutionen in der DRK sehr oft als Mittel zur persönlichen Bereicherung betrachtet würden (219). Es ist allerdings sehr schwierig, Alternativen zu dieser Lösung zu finden.
Das ist also eine sehr spannende Diskussion mit allerhand schwierigen Themen. Anhand dieser drei Argumente sollte jedoch klar geworden sein, dass die Konflikte in der DRK, wie in der gesamten Region der Großen Seen, sehr facettenreich sind und weder durch eine rein humanitäre, noch durch eine rein politische, militärische, medizinische, ethnische oder religiöse Lösung beendet werden kann.