2022-01-26 02:39:44
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"Nie hat es einen Moment auf dieser Erde gegeben, wo es keine Zeit und keine Veränderung gegeben hätte. Alles wandelt sich und ist in ständiger Bewegung, eingebettet in einen Kreislauf von Werden und Entwerden an den Ufern zwischen Wachen und Schlafen.
Im Moment, da du geboren wurdest und das Licht der Welt erblickt hast, begann sich dein Leben unaufhörlich zu verändern. Jeder Moment deines Lebens war anders, kein Moment war gleich.
Leben und Sterben sind gleichzeitig geboren, sie werden beide enden und mit ihnen auch alle planenden Gedanken, doch das, was du wirklich bist, ist nie in Erscheinung getreten und hat diese Welt nie berührt!
Die brüchigen Gedanken, die in der Logik des gesammelten Wissens zu Hause sind, können die ungeborenen Tiefen des Ewigen nie erfassen.
Wandel, Bewegung, Zusammensetzung und Auflösung, das sind die herrschenden Gesetze dieser Welt, einer Welt, die du im tiefsten Sinne nie betreten hast.
Außerhalb von dir kann es keine Welt geben, da das, was du als subjektive Welt siehst und erlebst, ja du selbst bist. Du siehst und erlebst dich selbst.
In der Unmittelbarkeit des Moments bist du der Erlebende und das Erlebte, der Verursacher und das Verursachte, der Kommende und der Gehende.
Es ist diese treibende Kraft, die dich fest in ruhelosen Sehnsüchten und alten Gewohnheiten gefangen hält und in dir ein Gefühl von innerer Stärke entstehen lässt.
Woher kommt diese Kraft, die unaufhörlich nach Lösungen und nach Antworten für deine vielen Lebensprobleme sucht, diese Kraft, die dich zwingt, wissen zu wollen und verstehen zu müssen?
Aus dieser Kraft hast du gelernt und aus dieser Kraft bemühst du dich, Schlechtes in Gutes zu wandeln und Lügen in Wahrheit.
Doch was nützen Veränderungen und Lösungen, da diese bloß vorübergehende Entlastungen des Egos bewirken.
Solange nicht die endgültige Erlösung von allen Lösungen und die endgültige Erlösung von allem Veränderbaren realisiert ist, bleibst du in der Wirrnis, im Tal des Todes stecken.
Verlasse jetzt endgültig die alten, selbstsüchtigen Wege, die dumpfen, mechanischen Abläufe deines lösungsorientierten Lebens und erwache – wenn nicht jetzt, wann dann?
»Ent-decke« die herrliche, grenzenlose Weite deiner Seele, entdecke die mächtige Aufgabe deines begrenzten Daseins und iss nicht mehr von der Nahrung des Todes.
Was nützen Lösungen, Lösungen, die nichts anderes als egozentrische Strategien sind, Strategien, die für eine kurze Zeitspanne Klärung oder Besänftigung ins Alltagsleben bringen, zusammen mit dem Empfinden von Kontinuität?
Du suchst in den Wirkungen nach Lösungen, doch ein Schatten kann nicht auf seine Substanz reagieren, eine Wirkung nicht auf ihre Ursache. Die Erklärung eines psychischen Phänomens bewirkt nicht dessen endgültige Erlösung und Überwindung, denn die Wahrheit an sich kann nie ein Objekt des Verstandes und der Erkenntnis sein, nur das Vergängliche, das Nicht-Wahre, kann ein Objekt der Erkenntnis sein.
Du suchst nach Lösungen für Probleme, die es in Wirklichkeit nie gegeben hat, außer in deinem Verstand, der selbst nur als Erscheinung im Bewusstsein existiert.
Der Ich-Kern, aus dem alle Missverständnisse, Lieblosigkeiten und alles schattenhafte Leiden entstehen, bleibt hartnäckig bestehen. Er lässt sich nicht durch Erklärungen und Lösungen entfernen. Durch diesen Kern wird die reine, kosmische Lichtkraft, die universelle Liebe, geknechtet und in inneren finsteren Kerkern gefangen gehalten.
Du bist davon überzeugt, dass du mit Willenskraft alles erreichen kannst, doch die großen kosmischen Abläufe kannst du weder beeinflussen noch kontrollieren.
Zerbrechende Ereignisse auf deinem Lebensweg geschehen immer unvorgesehen und unberechenbar an unbekannten, schicksalhaften Verästelungen deines Lebens, sodass die Hoffnung eines abgesicherten Daseins immer wieder von Neuem erschüttert und relativiert wird.
Das Einzige, was sicher ist, ist, dass auf der Ich-Ebene nichts sicher ist.
Erkenne deine aufreibenden Mühen und Sorgen als das, was sie sind – schattenhafte Zustände!
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