2022-08-03 11:10:02
Die Freiheit des Martin SchirdewanLuisa SomborEin Interview mit Martin Schirdewan in der Welt zum Thema Freiheit lässt aufhorchen. Martin Schirdewan bekennt sich in diesem Interview zu den staatlichen Coronamaßnahmen als Ausdruck von Freiheit:
»Linke Freiheit erwächst auch daraus, dass man Verantwortung füreinander übernimmt. Zum Beispiel die Freiheit, sich nicht anstecken lassen zu müssen. Impfungen, Abstandsregeln und Maskenpflicht haben viele Leben gerettet.«
Liest man dieses Interview, bleibt man verwirrt zurück. Zunächst die formale Betrachtung: Die Fragen scheinen aus dem Zusammenhang gegriffen. Es ist kein Gespräch, in dem die Gesprächspartner sich aufeinander beziehen, sondern Martin Schirdewan arbeitet einen Fragenkatalog ab, der ihm vorgelegt wurde. So steht jede Frage und jede Antwort für sich. Nachfragen und Vertiefungen gibt es nicht.
Inhaltlich fällt die Inkonsistenz von Martin Schirdewans Antworten auf. Wieso übernimmt ein Mensch Verantwortung, wenn er die scheinbar »linke Freiheit« sich nicht anstecken lassen zu müssen in Anspruch nimmt. Die Coronamaßnahmen sind für ihn an dieser Stelle Ausdruck von Freiheit, während er ein paar Sätze später sagt: »Ich finde, dass der Staat sowieso sehr zurückhaltend sein muss, wenn es um Bevormundung geht … Die Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden.«
Sind denn die staatlichen Coronamaßnahmen keine Bevormundung des Staates? Martin Schirdewan klammert sich an die Verirrung der Linken in der Coronakrise. Wenn er wenigstens zugeben würde, dass er die 1,8 Billionen Euro begrüßt, die die EU zur Unterstützung der Staaten aufgenommen hat. Geld, das nicht nur die direkten Folgen der Lockdowns abfedern sollte, sondern in großem Maßstab in Digitalisierung und erneuerbare Energien investiert werden soll. Das wäre doch ganz im Sinne der politischen Ideen der Partei der Linken. Schließlich betont er, dass Freiheit ohne die notwendigen sozialen und wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht möglich sei. Aber nein, er hält nicht nur daran fest, dass die Coronamaßnahmen, die vielfältige Leiden für Alte, Kinder, Familien usw. mit sich gebracht haben, sinnvoll waren, sondern er versteigt sich darein, dass es um die Freiheit der Menschen geht. Zwangsmaßnahmen als Ausdruck »linker Freiheit« zu bezeichnen disqualifiziert die Partei der Linken endgültig als wählbare Alternative. Die Verlogenheit dieser Argumentation ist kaum zu überbieten. Die Lüge hat er auf dem Parteitag der Linken öffentlich vorgeführt: Die Maske setzte er auf dem Weg zum Rednerpult erst kurz vor der Bühne auf, um sie dann publikumswirksam abzunehmen.
Lest den ganzen Kommentar in der MagMa:
https://netzwerk-linker-widerstand.ru/magma/2022/08/die-gedanken-sind-frei/
72 views08:10