2023-05-26 16:09:23
Einst war der Mann „Gott“ in den Augen einer Frau.
Einst war der Mann „Gott“ in den Augen einer Frau. Wo auch immer er war, sie schaute zu ihm auf, war ihm zugeneigt, folgte ihm. Ordnete sich ganz natürlich unter. Sie diente und war ihm treu ergeben. Glaubte und vertraute ihm in Reinheit, ja beinahe schon mit einem gewissen Hauch von „Naivität“, von ganzem Herzen und aus tiefster Überzeugung. Selbst wenn er gegenüber sich selbst, gegenüber ihrem Vertrauen, „nicht gerecht“ werden konnte, nicht immer gut war, so war das kein „Freischein“ und entband sie nicht. Sie liebte unaussprechlich, strebte ihm gegenüber gerecht zu sein, sich ihm würdig zu erweisen, weil Er es war, weil Er es wert war und, jenseits von Raum und Zeit, immer sein wird, weil seine guten Eigenschaften und die Liebe alles auf dieser von Kälte geplagten Welt überwogen. Wie glückselig, wie klein und nichtig sie war Angesichts dieser Hoheit, die ihr Herz erbeben ließ, die sie überstieg und ergriff.
Anstatt unverschämt und wie im grenzenlosen, – „nimmersatten“ – Wahn getrieben, lautstark nur zu fordern und zu „vereinnahmen“, war sie bescheiden, hilfsbereit, in Güte zugewandt und wohlwollend, wenn man sie brauchte; anderenfalls genügsam, zurückhaltend... ja fast „unsichtbar“ ohne es zu merken oder irgendeinen Gedanken daran noch zu verschwenden, geschweige denn sich auf der Straße, in aller Öffentlichkeit, zu empören und diese Auflehnung und Beschränkung noch als „Freiheit“, „Recht“ und „Leben“ auszugeben. Vom Wort „Macht“ hielt sie sich sehr weit entfernt, das kam ihr nicht einmal über die Lippen.
Keine schlicht biologische Tatsache veranlasste sie je dazu, ihr Geschlecht aufgrund dieser hervorzuheben, übertrieben, fast schon „fanatisch“ zu betonen, zum „Kult“ zu erheben, und davon auszugehen, überall und immer mit einer Sonderstellung schon geboren worden zu sein und dementsprechend „vergöttlicht“ zu werden.
Gehorsam statt eingebildet; aufopfernd und nicht habgierig trat sie dem Mann mit dem größten Respekt, innigster, immerwährender Dankbarkeit und Liebe entgegen. Heilig war sein Name, – sein Wunsch, – sein Wort!
Die Frau wusste nichts vom Weg der „Selbstfindung“, sie vergaß und verlor sich selbst in einer Liebe, die über alle Maßen erhaben ist – und das machte ihre wirkliche, wahrhaftige Freiheit und ihre Würde aus, die sie nach innen zu – „sich selbst“ – führte und von sich selbst befreite.
Der Mann hat der Frau nie so viel Angst eingejagt als die Frau selbst.
455 viewsedited 13:09