2022-09-02 08:55:11
Lokale Strafverfolgungsbehörden von südkalifornischen Vorstädten bis hin zum ländlichen North Carolina haben ein obskures Tool zur Handyortung eingesetzt, manchmal ohne Durchsuchungsbefehl, das ihnen die Möglichkeit gibt, die Bewegungen von Personen monatelang zurückzuverfolgen, wie aus öffentlichen Aufzeichnungen und internen E-Mails hervorgeht, die The Associated Press vorliegen.
Die Polizei hat mit "Fog Reveal" Hunderte von Milliarden von Datensätzen von 250 Millionen Mobilgeräten durchsucht und die Daten genutzt, um Standortanalysen zu erstellen, die bei den Strafverfolgungsbehörden als "Lebensmuster" bekannt sind, wie aus Tausenden von Seiten von Aufzeichnungen über das Unternehmen hervorgeht.
Fog Reveal wird von der in Virginia ansässigen Fog Data Science LLC vertrieben und wird seit mindestens 2018 in kriminalpolizeilichen Ermittlungen eingesetzt, die vom Mord an einer Krankenschwester in Arkansas bis zur Verfolgung der Bewegungen eines potenziellen Teilnehmers am Aufstand vom 6. Januar im Kapitol reichen. Das Tool wird selten, wenn überhaupt, in Gerichtsakten erwähnt, was es Verteidigern zufolge erschwert, ihre Mandanten in Fällen, in denen die Technologie eingesetzt wurde, angemessen zu verteidigen.
Das Unternehmen wurde von zwei ehemaligen hochrangigen Beamten des Ministeriums für Innere Sicherheit unter Ex-Präsident George W. Bush entwickelt. Es stützt sich auf Werbe-Identifikationsnummern, die nach Angaben von Fog-Beamten aus beliebten Handy-Apps wie Waze, Starbucks und Hunderten von anderen stammen, die auf der Grundlage der Bewegungen und Interessen einer Person gezielt Werbung schalten, wie aus Polizeie-Mails hervorgeht. Diese Informationen werden dann an Unternehmen wie Fog verkauft.
"Es handelt sich um eine Art Massenüberwachungsprogramm mit geringem Budget", sagte Bennett Cyphers, Sonderberater bei der Electronic Frontier Foundation, einer Gruppe, die sich für den Schutz der digitalen Privatsphäre einsetzt.
Die Dokumente und E-Mails wurden von der EFF durch Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz erhalten. Die Gruppe teilte die Dateien mit der AP, die unabhängig davon herausfand, dass Fog seine Software im Rahmen von etwa 40 Verträgen an fast zwei Dutzend Behörden verkaufte, laut GovSpend, einem Unternehmen, das die Ausgaben der Regierung im Auge behält. Laut Analysten und Rechtsexperten, die solche Technologien unter die Lupe nehmen, stellen die Aufzeichnungen und die AP-Berichterstattung den ersten öffentlichen Bericht über die umfassende Nutzung von Fog Reveal durch die örtliche Polizei dar.
"Lokale Strafverfolgungsbehörden stehen an vorderster Front, wenn es um Fälle von Menschenhandel und vermissten Personen geht, und dennoch hinken diese Abteilungen bei der Einführung von Technologien oft hinterher", sagte Matthew Broderick, ein geschäftsführender Partner von Fog, in einer E-Mail. "Wir füllen eine Lücke für unterfinanzierte und unterbesetzte Abteilungen.
Aufgrund der Geheimhaltung, die Fog umgibt, gibt es jedoch nur wenige Details über seine Verwendung, und die meisten Strafverfolgungsbehörden wollen nicht darüber sprechen, was bei Verfechtern des Schutzes der Privatsphäre Bedenken aufkommen lässt, dass es gegen den vierten Zusatzartikel der US-Verfassung verstößt, der vor unangemessener Durchsuchung und Beschlagnahme schützt.
Fog Reveal unterscheidet sich von anderen polizeilich genutzten Technologien zur Handyortung dadurch, dass es die Geräte über ihre Werbe-IDs verfolgt, also über eindeutige Nummern, die jedem Gerät zugewiesen werden. Diese Nummern enthalten nicht den Namen des Telefonnutzers, können aber zu Wohnungen und Arbeitsplätzen zurückverfolgt werden, um der Polizei bei der Erstellung von Lebensmusteranalysen zu helfen.
"Die Möglichkeit, jeden in einem Gebiet aufzuspüren, egal ob er sich in der Öffentlichkeit oder zu Hause aufhält, schien mir ein klarer Verstoß gegen den Vierten Verfassungszusatz zu sein", sagte Davin Hall, ein ehemaliger Leiter der Kriminalitätsdatenanalyse bei der Polizei von Greensboro, North Carolina.
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