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Dieser Hass wird nicht mehr aufzuhalten sein - ein persönliche | Corona Info Schweiz

Dieser Hass wird nicht mehr aufzuhalten sein - ein persönliches Erlebnis.

Der Plakatspaziergang am heutigen Donnerstag Abend durch die Innenstadt St. Gallens war ein Wechselbad der Gefühle. Noch mehr, es war ein Wechselbad der Erkenntnisse. Der Anlass selbst hatte seine Höhen und Tiefen, in Erinnerung bleiben wird mir jedoch eine Begebenheit zum Schluss hin. Gegen Ende unseres Marsches trat ein Pärchen, sympathisch, gutbürgerlich, knapp 40 Jahre alt aus einem kleinen Geschäftslokal. Sie maskiert, er ohne Mundschutz. Kopfschüttelnd folgten sie dem Geschehen im Stadtzentrum. Die Ansichten aller Parteien zu verstehen, war mir wie so oft ein Anliegen, weshalb ich mich den Beobachtern näherte und respektvoll den Austausch suchte.

Ich: „Dörf i Sie froge, wie das uf Sie wirkt und afühlt, wenn mir üs für üsers Aliege isetzed und so spazieret?“

Er, roter Kopf, hasserfüllte Fratze, zitternde Gesichtszüge: „Ihr sind an allem d'schuld! Weg eu hörts nie uf!“

Sie, beipflichtend: „I schaff im Spitol. Ihr sind d'schuld.“

Ich wartete kurz ab, reagierte dann ruhig und deeskalierend mit der Aussage: „Ok. Min Huusarzt, en klassische Schuelmediziner, wo us de ehemolige DDR chunnt, gseht ebä au no anderi, teilwiis bedenklichi Tendenze, wo mer au betrachte dörf.“

Gelassen und interessiert am Gegenüber formulierte ich meine Antwort, in der Hoffnung, die Türe zum Dialog liesse sich ein wenig öffnen.

Er rastete laut aus: „Verpiss' di, Ehrewort!“

Dann hastete er wutentbrannt los. Die Gemahlin im Schlepptau. Zum erstem Mal wird mir der blanke Hass bewusst, der kaum mehr verschwinden wird in unserem Land. Die hetzende Rhetorik der Medien und Bersets unversöhnliche Art werden uns jedenfalls nicht näher zusammenrücken lassen als Gesellschaft. Im Gegenteil, anstatt eine Umarmung mit einem Ungeimpfen als mitmenschliche Geste im Fernsehen zu zelebrieren, wird unser Gesundheitsminister wohl weiter Missgunst schüren und Sündenböcke ausrufen.

Auf unserem Fussmarsch begegneten uns vielerlei Reaktionen. Wohlgesonnene, wie auch ablehnende. Mal ein Daumen rauf und ein zustimmendes Hupkonzert, dann ein Daumen runter und verständnisloses Kopfschütteln. Das alleine wäre noch kein Desaster. Verschiedene Meinungen sind Teil von Demokratie und gelingendem Miteinander. Doch dieser salonfähig gewordene Hass, den man früher allenfalls bei zwei betrunkenen Partygängern beobachten konnte, hat den Alltag erreicht. Und es fühlt sich bedauerlicherweise bereits normal an. Hätte besagter Herr mich ohne Bestrafung erschiessen können, ich befürchte, er hätte es getan....

Hinter den Gesten unserer Mitbürger hat sich mittlerweile Unsagbares aufgebaut. Ein Kopfschütteln ist leider nicht mehr nur ein Kopfschütteln. Wie diesem Hass beizukommen sein soll, ist mir schleierhaft. Wie diese Geschichte noch gut ausgehen soll ebenfalls. Womöglich gibt es noch einen Weg. Allein mir fehlt die Fantasie nach all den Monaten und ihren Erkenntnissen.